© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/23 / 11. August 2023

Haltungsnote
Das riecht nach Ausrede
Gil Barkei

Eine „zufällig“ von der „Tagesschau“ angetroffene und befragte Kundin beim Discounter Penny lobt eine Preisaktion, bei der die Produkte für eine Woche fast doppelt so teuer sind, weil die vermeintlichen Folgen für das Kima einberechnet wurden. Der peinliche verschwiegene Haken: die junge Frau ist selbst Mitarbeiterin beim WDR. 

Solche einseitigen grünwoken Framing-Fauxpas ließen nun den früheren „Heute Journal“-Moderator, ZDF-Nachrichtenredaktionschef und SWR-Intendanten Peter Voss aus der Haut fahren. „In schon fast regelmäßigen Abständen läuft jeweils eine neue linksgrunzende Sau durchs öffentlich-rechtliche Dorf“, schreibt der 82jährige in einem FAZ-Gastbeitrag. Er beklagt „groteske Vorgänge“, Klimawandel-„Penetranz“, „womöglich systematisch bedingte Politskandale“ und Aussagen „im Saft der eigenen Polemik“ à la Jan Böhmermann. „Da distanzieren sich dann die Sender, formal korrekt, aber etwas lahm damit, daß es sich hier um private Äußerungen handle, oder daß da nur leider eine Panne passiert sei, die ‘nicht unser Standard’ ist.“ Das rieche „streng wie Gammelfleisch nach einer Ausrede“, so Voss. Süffisant herausfordernd stellt er die Frage, ob „man da auch so sorgfältig differenzieren“ würde, wenn „ein anderer öffentlich-rechtlicher Spaßmacher ‘privat’ etwas sagen würde, das mit ein wenig bösem Willen als ‘rechtspopulistisch’ gebrandmarkt werden könnte“.