© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 29/23 / 14. Juli 2023

Im Kölner Werk ist der weltweit letzte Ford Fiesta vom Band gerollt
Steilvorlage für China
Jörg Fischer

Am 2. Oktober 1930 legten Henry Ford und Konrad Adenauer den Grundstein, sieben Monate später verließ der erste Ford AA das Kölner Werk. 92 Jahre später ist Schluß: Am 7. Juli lief der weltweit letzte Fiesta hier vom Band – ein seit 1976 angebotener Kleinwagen, der fast 20 Millionen Käufer fand. Die spartanische erste Generation (40 PS; 3,56 Meter kurz) war für 8.440 D-Mark zu haben. Für die achte Generation wurden 20.350 Euro verlangt – mit 75 PS, 4,07 Meter Länge, vier Türen, Klimaanlage, Bordcomputer, LED-Scheinwerfer und Acht-Zoll-Bildschirm. Ab 2024 soll als Ersatz der neue vollelektrische Ford Explorer montiert werden. Doch der wird wahscheinlich keine solche Erfolgsgeschichte.

Schon beim Namen wird geschummelt: In den USA ist das ein Fünf-Meter-SUV mit Drei-Liter-Sechszylinder und sieben Sitzen, der für unter 40.000 Dollar zu haben ist. Der Kölner Ford Explorer ist nur ein stark veränderter VW ID.4, der auf 4,46 Meter geschrumpft ist, aber etwa doppelt so teuer wie ein Fiesta wird. Und wie lange kann sich die Bundesregierung noch die Verkaufsprämien für E-Autos leisten? Voriges Jahr gab es noch bis zu 9.000 Euro, in diesem Jahr fiel der „Umweltbonus“ auf 6.750 Euro. Das freut die Steuerzahler, aber laut dem Autoportal Marklines hat VW in den ersten fünf Monaten dieses Jahres zwar etwa 100.000 verschiedene ID-Modelle in Emden, Dresden, Hannover und Zwickau gebaut, aber nur 75.496 davon verkauft. Tesla hat im selben Zeitraum fast 132.000 E-Autos seiner Baureihen 3, Y, S und X in Europa verkauft.

Natürlich spielen dabei der Wirbel um Firmenchef Elon Musk, das iPhone-Image der Tesla-Modelle und die jüngsten Preissenkungen eine entscheidende Rolle. Ford hat diese Ausnahmestellung nicht, hier spielt der Preis die entscheidende Rolle – der Fiesta mußte sich gegen den Polo, den Opel Corsa oder französische, japanische, südkoreanische und tschechische Kleinwagen durchsetzen. Und wenn der Verbrennungsmotor keine Rolle mehr spielen soll, ist das eine Steilvorlage für chinesische Billiganbieter. Die können ihre Alternativen zum Kölner Ford Explorer bestimmt 10.000 Euro billiger anbieten. In der Ford-Fabrik Saarlouis, wo derzeit der größere Focus gebaut wird, endet die Produktion 2025. 2032 schließt das Werk ganz. Ob Köln wirklich länger durchhält?