© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/23 / 23. Juni 2023

Anhaltende Zuwanderung bedürftiger Menschen
Raumnöte nach Ortsaneignung
(ob)

Die während der 1950er Jahre zumindest in der Bonner Republik weitgehend beseitigte Wohnungsnot ist zurück. Auch in anderen westeuropäischen Staaten wird sie für die emeritierte Stadt- und Regionalsoziologin Ingrid Breckner (Hafencity Universität Hamburg) „erfahrbar“, weil die Bezahlbarkeit von Mietkosten und Wohnungseigentum für größere Bevölkerungsgruppen „nicht mehr gewährleistet ist“ (Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 1/2023). Überzeugende Handlungsansätze zum Abbau dieser neuen Wohnungsnöte zeigt Breckner jedoch nicht auf. Denn forcierter Neubau stoße infolge steigender Boden- und Baukosten sowie Fachkräftemangel derzeit an Grenzen. Kontrolle spekulativer Bewirtschaftung und Ahndung bis zur Enteignung sei bestenfalls eine Zukunftsaufgabe. Der aussichtsreichsten Gegenmaßnahme, den hauptsächlich durch „anhaltende Zuwanderung bedürftiger Menschen“ verursachten akuten Nachfragedruck auf null zu reduzieren, erteilt sie hingegen eine brüske Absage. Obwohl sie warnt, durch die Konkurrenz zwischen Einheimischen und den auf „Ortsaneignung“ erpichten Migranten könnten demokratische Strukturen erodieren. Daher sei es demokratiepolitisch leider unabdingbar, die Einwanderungsinvasion wenigstens „einheitlich humanitär zu regulieren“. 


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