© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/23 / 12. Mai 2023

Theologisch konservativ
Nachruf: Zum Tode des Pfarrers, Militärseelsorgers und Kirchen-rats Rolf Sauerzapf
Gernot Facius

Abschied von einem profilierten konservativen Protestanten: Einen Tag vor seinem 86. Geburtstag ist am 1. Mai Kirchenrat Rolf Sauerzapf im nordhessischen Kassel, seiner Wahlheimat, gestorben. Der promovierte evangelisch-lutherische Theologe, aus Stuttgart stammend, war nach dem Studium in Tübingen, Berlin und Genf zunächst Pfarrer in Württemberg und später Dekan im Bundesgrenzschutz (BGS), darunter für die Spezialeinheit GSG 9. Er war Vorsitzender der Hilfsaktion Martyrerkirche, Autor der JUNGEN FREIHEIT, engagiert im Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland, in der Evangelischen Notgemeinschaft und in weiteren konservativ geprägten Organisationen, Präsident im Preußeninstitut.

Vor 48 Jahren, 1975, promovierte er an der Theologischen Fakultät der Universität Pretoria mit einer Arbeit, die die Anti-Apartheid-Politik des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖKR) kritisch untersuchte. Der gebürtige Schwabe hat an den politischen Verirrungen seiner Kirche gelitten und diese Enttäuschung auch in seinen Vorträgen und Schriften nicht verhehlt. Der Rechtsritter des Johanniterordens war Mitglied in der Theologischen Kommission der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften und Mitherausgeber ihrer Zeitschrift Diakrisis. Er predigte regelmäßig in der Kasseler St. Michaelis-Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), ohne ihr allerdings anzugehören. Auf die Frage „Was möchten Sie verändern?“ gab er in Interviews stets zur Antwort: „Die Vergeßlichkeit gegenüber dem, was Deutschland positiv der Welt gegeben hat.“ Mit solchen Aussagen, das war von vornherein klar, machte er sich nicht nur Freunde, von Teilen seiner Kirche wurde Sauerzapf regelrecht geschmäht. Es wurde versucht, ihn in die rechtsextreme Ecke zu rücken.

Engagement für verfolgte Christen 

Nach der Wiedervereinigung engagierte sich Sauerzapf mit Reisen und Spenden für die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Rumänien, Polen, Rußland und in den anderen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Das 20. Jahrhundert war für ihn das „Jahrhundert der Märtyrer“. In keinem anderen Zeitraum seien mehr Christen um ihres Glaubens willen getötet worden. Als Beispiele nannte er den Völkermord an den christlichen Armeniern, die Verfolgung von Orthodoxen, Lutheranern und Baptisten durch den Kommunismus, aber auch die Morde an Tausenden katholischen Priestern in Mexiko in den Jahren 1926 bis 1938.

Von 1972 bis 1978 war Rolf Sauerzapf als erster Grenzschutzpfarrer ausschließlich für die damalige Bundeshauptstadt Bonn und Umgebung zuständig, 1979 übernahm er das Dekanat in Kassel. Als „Garant und Motor einer überzeugenden Bundesgrenzschutzseelsorge“ wurde  Sauerzapf 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Trauerfeier für ihn findet am Freitag dieser Woche in der Kirche des Kurhessischen Diakonissenhauses in Kassel statt.