© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/23 / 28. April 2023

Kabinenklatsch
Gnadenloses Karma
Ronald Berthold

Eigentlich ist Schadenfreude nicht mein Ding. Aber beim FC Bayern mache ich mal eine Ausnahme. Da bin ich nicht der einzige; halb Fußball-Deutschland schlägt sich vor Häme auf die Schenkel. Die anderen, die Fans des Rekordmeisters, sehen mit Entsetzen, was der Klub mit seinem Trainerwechsel angerichtet hat. Der Rauswurf von Julian Nagelsmann ist ja nur damit zu erklären, daß sich die Münchner den „Jahrhundertcoach“ Thomas Tuchel sichern wollten. Denn der junge Trainer war so unerfolgreich nicht: Alle acht Champions-League-Partien gewonnen, dabei beide Spiele gegen die Superstar-Truppe aus Paris. Alle drei DFB-Pokalspiele gewonnen und in 25 Bundesliga-Saisonspielen nur drei Niederlagen. Die letzte gegen Leverkusen nahmen die Bosse zum Anlaß, den 35jährigen zu feuern. Doch der Neue enttäuscht bislang maßlos. Kein Champions-League-Sieg, im DFB-Pokal verloren und in der Bundesliga aus vier Spielen nur zwei Siege. Mit Tuchel wollten die Bayern alle drei Titel holen. In zwei Wettbewerben flogen sie schnell raus, und nun drohen sie auch noch die Meisterschaft zu verpassen. Karma ist manchmal eine Bitch.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht, die Bilanz Nagelsmanns aus der Hinrunde gegen jene vier Gegner zu vergleichen, gegen die Bayern nun unter Tuchel angetreten ist. Der Ex-Trainer holte gegen Dortmund, Freiburg, Hoffenheim und Mainz zehn Punkte bei einem Torverhältnis von 15:4. Unter Tuchel sind es sieben Zähler ­– Tendenz fallend, denn die vergangenen zwei Spiele sprang kein Sieg heraus. Und das Torverhältnis liegt bei 7:6. Tja, liebe Bayern-Bosse, wer mit so viel Getöse vom Super-Trainer so viel Schaden verursacht, hat sich den Spott verdient.