© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 18/23 / 28. April 2023

CD-Kritik: Catherine Gordeladze
Belcanto am Klavier
Jens Knorr

Erinnern heißt Festhalten. Carl Czerny, der Interpret Beethovens und Lehrer Liszts, erinnert mit „La Ricordanza. Variationen über ein beliebtes Thema von Rode“ op. 33 an ein Konzerterlebnis mit der italienischen Sopranistin Angelica Catalani. Die von Pierre Rode ursprünglich für Violine geschriebene Aria mit Variationen in Vokalform war ein Glanzstück der Primadonna. Franz Liszts Klavierbearbeitung der 19 polnischen Lieder von Fréderic Chopin erinnert an den polnischen Komponisten, Carl Tausigs Konzertetüde nach dem Walzer „Nachtfalter“ des Walzerkönigs Johann Strauss, Sohn, an seinen Lehrer Liszt, dessen „liebster Schüler“ Tausig war. An Liszt selbst erinnern dessen Transkriptionen von Isoldens Liebestod und des Walzers aus Gounods „Faust“. An die Unterrichtsstunden bei ihrem Lehrer Alexis Weissenberg erinnert die georgisch-deutsche Pianistin Catherine Gordeladze mit dessen „Sechs Bearbeitungen von Liedern Charles Trenets“ und an den US-amerikanischen Komponisten und Pianisten Earl Wild mit dessen „Thema und Variationen auf George Gershwins ‘Someone to Watch Over Me’.

Das ist zu viel und viel zu wenig. Obzwar alle vom Gesang der menschlichen Stimme inspiriert, wollen die Stücke nicht zusammenpassen – für Gordeladze schon. Gesanglich sind sie alle, wenn auch von Gordeladze mehr tenoral glanzvoll denn liedhaft inniglich gefaßt. Will der Hörer bei dem einen Stück tiefer loten, da ist sie geschäftig schon zu dem nächsten geeilt, als befürchtete sie, daß ihm langweilig werden könnte.

Catherine Gordeladze La Ricordanza Antes Edition 2022

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