© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/23 / 21. April 2023

Charles III., das Erbe des Empire und die Zukunft der Monarchie
Imperiale Schuld eingestehen
(ob)

Wenn Charles III. am 6. Mai seine Krönungszeremonie hinter sich habe, müsse das Oberhaupt des Vereinigten Königreichs beweisen, ob er die Monarchie stabilisieren könne, für deren Beibehaltung sich nach dem Tod seiner Mutter Elizabeth II. nur noch 60 Prozent der Briten aussprachen. Nach Einschätzung der Historikerin Almuth Ebke (Universität Mannheim) dürfte das Schicksal des Königshauses entscheidend davon abhängen, wie sich Charles III. in der Debatte um Großbritanniens „imperiale Schuld“ einerseits, den persönlichen Anteil seiner Familie an der britischen Kolonialpolitik andererseits positioniere (Aus Politik und Zeitgeschichte, 12/13-2023). Schließlich sei seine Mutter zuletzt als „Symbol der rassistischen Ordnung des Empire“ ins Fadenkreuz der Kritik geraten, weil sie als junge Queen zu kolonialen Massakern wie der brutalen Niederschlagung des Mau-Mau-Aufstands in Kenia geschwiegen habe. Ebenso erklärungsbedürftig sei die kurz nach ihrem Tod aufgedeckte Peinlichkeit, das Königshaus habe Teile seines auf kolonialer Ausbeutung beruhenden großen Vermögens in Offshore-Steueroasen geparkt. Der „moralischen Notwendigkeit“ einer Entschuldigung für Verbrechen und Versagen der Windsors sollte Charles III. daher nicht ausweichen. 


 www.bpb.de