© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 17/23 / 21. April 2023

Grüße aus … London
Seltsamer Trans-Boom
Julian Schneider

Die Transgender-Population in Großbritannien hat sich auf wundersame Weise vermehrt. Laut dem jüngsten Zensus sollen angeblich 262.000 Menschen in England und Wales „transgender“ sein. Es wären dann immerhin 0,5 Prozent der Bevölkerung des Königreichs „Transmänner“, „Transfrauen“ oder „Nicht-Binäre“, deutlich mehr als zuvor angenommen. Die vom Statistikamt verkündete Zahl 262.000 wurde natürlich von LGBTQ-Lobbyorganisationen begierig aufgegriffen. Aber dann erkannte der Soziologieprofessor Michael Biggs einige Merkwürdigkeiten – er spricht von „Anomalien“.

Auffällig ist nämlich, daß Immigranten, Nicht-Akademiker und Muslime besonders häufig die entsprechende Antwort auf die „Transgender“-Frage gegeben haben. Angeblich soll sogar jeder 67. Muslim transgender sein. Nicht-Akademiker sind angeblich doppelt so häufig transgender wie Akademiker. In ärmeren Londoner Stadtvierteln mit vielen Nicht-Englisch-Muttersprachlern gibt es laut Zensus-Statistik einen höheren Transgender-Bevölkerungsanteil (bis zu 1,5 Prozent) als in Brighton (ein Prozent), der LGBTQ-Hauptstadt der Insel. Unter Befragten, die Englisch nach eigener Auskunft nicht gut sprechen, liegt der vermeintliche „Transgender“-Anteil mehr als viermal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung.

Vermutlich wurde die Frage nach der „Transsexualität“ von vielen Briten

fehlinterpretiert. 

Kann das alles stimmen? Biggs sagt, daß diese Zensusdaten höchstwahrscheinlich falsch sind. Auch sein Oxford-Kollege Carl Heneghan hält die Angaben für „erheblich überschätzt“. Vermutlich wurde die Frage zur „Transsexualität“ von vielen falsch verstanden. Denn das Statistikamt hatte nicht einfach und klar gefragt: „Sind Sie eine Transgender-Person?“ Stattdessen lautete die Frage im Transgender-Schwurbeljargon: „Ist das Gender, mit dem Sie sich identifizieren, dasselbe wie das Geschlecht, mit dem Sie bei der Geburt registriert wurden?“

„Ich bin zu 99 Prozent sicher, daß die Fehlinterpretation (der Frage) einen erheblichen Einfluß auf die aufgeblähten Zahlen hatte“, sagte Professor Biggs in der Times. Wie solle eine bangladeschische Großmutter oder ein osteuropäischer Klempner die Gender-Frage verstanden haben? Inzwischen ist auch das Statistikamt etwas unsicher geworden und gibt zu, daß es „möglich“ sei, daß die Frage mißverstanden wurde. In einer gesonderten Antwort im Zensus erklärten nur jeweils 0,1 Prozent, daß sie „Transfrauen“ oder „Transmänner“ seien. Warum aber, so fragte die Londoner Soziologieprofessorin Alice Sullivan, gab eine Mehrheit der vermeintlichen Transfrauen an, bei Geburt als weiblich registriert worden zu sein (und die Transmänner waren schon bei der Geburt männlich registriert)? Die Trans-Konfusion reicht weit. Die LGBT-Lobby wird das nicht stoppen, weiterhin im Trüben des Regenbogens zu fischen.