© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 15/23 / 06. April 2023

Umwelt
Steuergeld in den Sumpf
Bernd Rademacher

Früher legten Landwirte Moore und Sümpfe trocken, um dem Land Ackerboden abzuringen. Doch diese Mühsal ist vorbei, seit die Klimahysterie Deutschland regiert. Nun heißt es: Kommando zurück! Um das globale Klima bei exakt 1,5 Grad Temperaturanstieg anzuhalten und den CO2-Ausstoß bis 2050 netto auf Nullkommanull herunterzufahren, sollen in Deutschland jährlich 50.000 Hektar (ha; 70.000 Fußballfelder) ehemalige Moorlandschaften wieder vernäßt werden. In NRW ist das Landesamt für Natur und Umwelt (Lanuv), eine Behörde der Agrarministerin Silke Gorißen (CDU), wild entschlossen, 2.500 ha des „Großen Torfmoores“ am Wiehengebirge unweit von Niedersachsen zu fluten. Doch es gibt ein Problem: Es sind Agrarflächen, auf denen Bauern Milchvieh halten und Getreide anbauen.

Die Folgen der Wiedervernässung auf Höfe und Infrastruktur sind politisch zweitrangig.

Doch Landes- und Kreisvertreter drohen unverhohlen, es gehe nicht mehr um das „Ob“, sondern nur noch um das „Wie“. Das Lanuv hat die Flächen als CO2-Speicher zur Erreichung der NRW-Klimaziele im Visier. Allerdings ist den Verantwortlichen klar, daß hier einige berufliche Existenzen (und CDU-Stimmen?) für die Weltklimarettung auf der Kippe stehen. Selbst grüne Moor-Experten räumten bei einer Infoveranstaltung des Kreises Minden-Lübbecke ein: „Wir können nicht alle Flächen aus der Produktion nehmen.“ Darum entwickeln die Fachleute nun Wunderwaffen: Die Bauern könnten Rohrkolben anbauen, die in Biogasanlagen fermentiert werden könnten. Die Reste könnte man als „Torf-Ersatzstoff“ vermarkten. Die IHK Minden prüft bereits „die Folgen einer Wiedervernässung auf Betriebe und Infrastruktur“. Der Arbeitskreis zur praktischen Evaluierung hat schlechte Nachrichten: „Die Verwertung und Vermarktung von Aufwüchsen auf vernäßten Flächen ist schwierig.“ Die schwarz-grüne Lösung: Fördergelder aus Steuermitteln!