© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 09/23 / 24. Februar 2023

Meldungen

Ignoriert Karlsruhe seinen „Jahrhundert-Beschluß“?

BERLIN. Das Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG/1 BvR 2656/18) vom 24. März 2021 wurde medial als „epochaler Jahrhundert-Beschluß“ gefeiert, weil der Gesetzgeber darauf verpflichtet wurde, auch die Grundrechte kommender Generationen zu berücksichtigen. Das Fehlen einer Fortschreibung der Schutzziele für Zeiträume ab 2031 war insoweit verfassungswidrig, wie das Klimaschutzgesetz (KSG) der Merkel-Regierung Emissionen zuließ, die das „Emissionsbudget“ bis 2030 erschöpften. Doch auch das novellierte KSG ist für Remo Klinger, renommierter Anwalt des Abmahnvereins Umwelthilfe (DUH), eine Enttäuschung, da es die „Emissionsmengen“ nur um 6,5 Prozent reduziere. Überdies habe das BVerfG durch Nichtannahme von inzwischen elf Verfassungsbeschwerden signalisiert, daß es keinen aus Grundrechten abgeleiteten Anspruch auf Erlaß eines Klimaschutzgesetzes auf Länderebene anerkenne. Auch die DUH-Klimaklage gegen BMW wurde vom Landgericht München I am 7. Februar erstinstanzlich abgewiesen (Zeitschrift für Umweltrecht, 11/22). (ck)

 www.geulenklinger.com





Ernten unter Solarpaneelen: Doppelte Landnutzung

MÜNCHEN. Die Verknüpfung von Landwirtschaft und Solarstromerzeugung (Agri-Photovoltaik) bietet laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ernorme Chancen. Leider gebe es Unsicherheiten in der bau- und förderrechtlichen Bewertung. Auch die Gestehungskosten liegen mit zehn Cent pro Kilowattstunde fast doppelt so hoch wie bei herkömmlichen Freiflächenanlagen. Forschungsbedarf bestehe bei der Kulturauswahl, obwohl Studien zum Anbau von Hülsenfrüchten, Spargel, Hopfen und Raps in Kombination bestätigt hätten, daß Agri-PV zur Umsetzung der Energiewende bei gleichzeitiger Gewährleistung der Nahrungs- und Futtermittelproduktion einen erheblichen Beitrag leisten könne. Trotzdem bleibe Deutschland mit seinen wenigen im Südwesten konzentrierten Pilotanlagen hinter Frankreich, Japan und China meilenweit zurück (Getreidemagazin, 6/22). (rs)

 agri-pv.org





Europas Vogelwelt wird bis 2080 bunter und vielfältiger

STUTTGART. Vogelgemeinschaften werden sich klimabedingt bis 2080 über große Regionen stark verändern. Zu diesem Schluß kommen Forscher des Senckenberg-Instituts, der TU München und der University of Durham. Dies hat Auswirkungen auf Ökosystemleistungen, Samenausbreitung oder Pflanzenbestäubung. Sie beeinflussen auch die Artenzahl, die genetische Vielfalt und die Zusammensetzung der Artengemeinschaften. Von diesem Wandel dürften tropische und subtropische Regionen am härtesten betroffen sein. Auch für Europa sei davon auszugehen, daß fremde Arten einwandern, während heimische verschwinden. Ein Prozeß, der zu verschärfter Nahrungs- und Nistplatzkonkurrenz führe. Dabei werde sich zeigen, welche Faktoren die Widerstandsfähigkeit lokaler Vielfalt gegenüber Umweltveränderungen stärken. Diese Erkenntnisse sollten in künftige Naturschutzmaßnahmen einfließen (Naturschutz und Landschaftsplanung, 11/22). (dm)

 www.nul-online.de





Erkenntnis 

„Jungen gehen rauher miteinander um. Das Raufen ist wichtig, um zu lernen, wie man seine Kräfte zügelt und einsetzt. In den USA gibt es ‘No Touch’-Gesetze in den Schulen. Die Lehrer wollen damit Aggressionen und unerwünschten Körperkontakt eindämmen. Doch ich glaube, daß es wichtig ist, diese Erfahrungen zu machen. Jungen werden physisch stärker sein und körperlich gewaltbereiter. Man kann nicht so tun, als ob es diese Unterschiede nicht gäbe.“

Frans de Waal, Psychologieprofessor an der Emory University in Atlanta/Georgia