© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/23 / 13. Januar 2023

Landwirtschaftlicher Versicherungsverein verärgert Bauernvertreter
„Leckere vegane Speisen“
Jörg Fischer

Bislang mußten in der Regel nur Firmen und Unternehmer, die sich irgendwie „rechts“ oder „LGBTQIA+“-kritisch äußerten, mit Boykott-Aufrufen rechnen. Doch zu Jahresbeginn hat es auch den 127 Jahre alten Landwirtschaftlichen Versicherungsverein Münster (LVM) getroffen – dabei ist der lediglich dem woken Zeitgeist und angeblich „einer halben Million Menschen aus 228 Ländern“ gefolgt: „Veganuary – Wir sind dabei“ hatte das Social-Media-Team stolz bei Facebook und Instagram gepostet. Auch die LVM-Kantine sei in diesem Januar „mit leckeren veganen Speisen dabei“. Denn die Harvard-Universität und die Vegan Society UK hätten vorgerechnet, was passiere, wenn sich eine Million Menschen 31 Tage lang vegan ernährten: Das spare 103.840 Tonnen CO2- und 405 Tonnen PO43-Äquivalent sowie 6,2 Millionen Liter Wasser. Zudem bleibe das Leben von 3,4 Millionen Tieren verschont.

Also weg mit Butter, Currywurst, Hähnchen, Joghurt, Käse, Milch, Quark, Schnitzel und Steak! Und hatte die LVM-Chefetage nicht schon im „Nachhaltigkeitsbericht 2021“ verkündet, daß man in den Betriebsrestaurants auf einen „bewußten Umgang mit Lebensmitteln“ achte? Doch die „LVMer:innen“ hatten ignoriert, daß ihre milliardenschweren Beitragseinnahmen auch von Nutztierhaltern und Jägern stammen. Die LVM-Kernkundschaft reagierte daher empört: „Offensichtlich ist der Führungsetage des LVM nicht mehr bewußt, wofür der Buchstabe ‘L’ am Anfang des Namens steht“, hieß es von „Land sichert Versorgung NRW“. Man verstehe alle Landwirte, „die nicht mehr bereit sind, dieses Bauern-Bashing mit ihren Versicherungsbeiträgen querzufinanzieren“.

Alfons Wolff, Bundessprecher der „Freien Bauern“, hatte LVM-Vorstandschef Mathias Kleuker sogar aufgefordert, „klar Position gegen die vegane Hetzkampagne zu beziehen“ – doch der promovierte Jurist blieb stur wie die VW-Führung, die 2021 trotz Bauernprotest das Betriebsrestaurant im Wolfsburger Markenhochhaus für fleischfrei erklärte. Nur die grüne „Veganuary“-Erklärung verschwand sehr schnell von den LVM-Webseiten. Wolff rechnet nun mit zahlreichen Vertragskündigungen: „Wenn große Konzerne wie VW oder LVM sich im hippen Lifestyle urbaner Eliten suhlen, müssen sie halt auf uns und unsere Freunde als bodenständige Kundschaft verzichten.“