© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Wie krank unser Gesundheitswesen ist, offenbaren allein schon die Wartezeiten, die zumindest Kassenpatienten in Arztpraxen und Krankenhäusern zuzubringen verdammt sind.

„Es gibt Mächte, von denen man ebensowenig Legalität wie von einem Hochstapler Geschenke annehmen kann, ohne daß man sich zum Mitschuldigen macht.“ (Ernst Jünger: Der Arbeiter, 1932, in: Sämtliche Werke, 2. Abteilung, Band 8, S. 251)

Kuriosum der Woche: Die Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) will Redewendungen wie „Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, „Den Stier bei den Hörnern packen“ oder „Den Speck nach Hause bringen“ auf den Sprachindex setzen. Wörter seien wichtig, twitterte die Gruppe, und begründete ihre Forderung: „So wie es inakzeptabel geworden ist, eine rassistische, homophobe oder behindertenfeindliche Sprache zu verwenden, werden Sätze, die Tierquälerei verharmlosen, verschwinden, wenn mehr Menschen anfangen, Tiere für das zu schätzen, was sie sind, und anfangen, die Bagels anstelle des Specks nach Hause zu bringen.“ In einer Tabelle listete PETA zu beanstandende Sprichwörter und mögliche Ersetzungen auf: „Hier erfahren Sie, wie Sie Artenfeindlichkeit aus Ihrem täglichen Sprachgebrauch entfernen können.“ Aus „Den Stier bei den Hörnern packen“ soll „Die Blume bei den Dornen nehmen“ und aus „Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ die Redewendung „Zwei Vögel mit einem Keks füttern“ werden. Auf den Spuren von Karl Kraus fällt mir dazu nur ein: Es genügt nicht, einen saudummen Gedanken zu haben, es braucht auch immer einen, der ihn ausspricht. Oder einfach: Das ist ja zum Mäusemelken!

„Der Liberalismus hält sich seit langem eine eigentümliche Art von Hofnarren, deren Aufgabe darin besteht, ihm Wahrheiten zu sagen, die ungefährlich geworden sind.“ (Ernst Jünger: Der Arbeiter, 1932, in: Sämtliche Werke, 2. Abteilung, Band 8, S. 245)

Kürzlich bei Kurt Krömers Programm „Streßsituation“ im Admiralspalast schmeißen sich die Zuschauer förmlich weg bei den Zoten und Wutausbrüchen der Berliner Kodderschnauze. Selbst die ärgsten Publikumsbeschimpfungen („Seid ihr aber häßliche Kackfratzen“) werden mit Schenkelklopfen und tosendem Beifall quittiert. Nur als sich der 44jährige Komiker die AfD und insonderheit Alexander Gauland vorknöpft, fällt der Applaus zumindest ein wenig spärlicher aus.