© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/18 / 14. Dezember 2018

Die Huawei-Affäre beeinflußt die Börsen nur indirekt
Die chinesische Karte
Thomas Kirchner

Nicht nur VW-Manager landen in US-Gefängnissen. Die extraterritoriale Durchsetzung amerikanischer Gesetze bekommt jetzt auch die Finanzchefin des chinesischen Huawei-Konzerns zu spüren. Meng Wanzhou, die eine Villa in Vancouver besitzt, kam in Kanada in Auslieferungshaft, weil sie und ihre Firma Verletzungen der US-Sanktionen gegen Iran, Kuba und Nordkorea begangen und dabei amerikanische Banken durch Falschangaben involviert haben soll.

Der Vollzug des Haftbefehls vom 22. August ließ die schwächelnden Technologiewerte weiter abstürzen. Huawei ist nicht börsennotiert und hat ein gutes Jahr: der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 47 Milliarden Dollar. Direkte Auswirkungen hat die Affäre also nicht auf die Börse. Vielmehr ist es die Angst um eine Ausweitung des Handelskonflikts, bei dem es nicht mehr nur um Zölle geht. Die Verhaftung lenkt Aufmerksamkeit auf die finsteren Methoden, mit denen China seinen wirtschaftlichen Aufstieg umsetzen konnte. Donald Trumps Handelsberater Peter Navarro hat eine Liste von mehr als 50 unfairen Handelspraktiken zusammengestellt, die von Krediten mit weniger als marktüblichen Zinsen bis hin zum Diebstahl von Technologie reichen. Auch Umgehung internationaler Sanktionen mit stiller, amtlicher Erlaubnis gehört dazu. Huaweis Konkurrent ZTE entging vor wenigen Monaten wegen ähnlicher Vorwürfe nur durch Zahlung einer Milliardenstrafe der Pleite, nachdem die Lieferung von US-Mikroschaltkreisen an ZTE verboten worden war.

Selbst die EU hat sich chinesische Reifenhersteller wegen Subventionen, auch bei der Übernahme von Pirelli, vorgenommen und Strafzölle erhoben. Pekings merkantilistische Handelspolitik steckt in einer Sackgasse. Westliche Politiker und die Justiz ergreifen Gegenmaßnahmen, China reagiert. Der Fall Meng Wanzhou war erst der Anfang. Der Handelskonflikt geht erst jetzt richtig los. Die Börsen werden auf jede Neuerung auch in Zukunft mit Kurskapriolen reagieren.