© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/18 / 07. Dezember 2018

Frisch gepresst

Hugo Preuß. Die erst jetzt erfolgte Veröffentlichung der 2002 eingereichten Habilitationsschrift des Jenaer Politikwissenschaftlers Michael Dreyer über den „Vater der Weimarer Reichsverfassung“ hätte zu keinem passenderen Zeitpunkt erscheinen können. Das liege nicht nur an der „medialen Morgenröte“, die zum 100. Gründungsjubiläum der Weimarer Republik die „Biographie eines Demokraten“, des Berliner Juristen und Kommunalpolitikers Hugo Preuß (1860–1925), in den Fokus rücken könnte. Als dauerhafter dürfte sich ein seit zwanzig Jahren voranschreitender Paradigmenwechsel in der Forschung zur Geschichte der ersten deutschen Demokratie erweisen, der auch einem ihrer Geburtshelfer, dem von ihren Feinden als „jüdischer Novemberkopf“ verunglimpften und nach 1945 fast vergessenen Hugo Preuß neue Aufmerksamkeit verschafft. Denn heute, wie Dreyer erleichtert urteilt, blicke kaum mehr ein Historiker durch die ideologischen Brillen eines Heinrich August Winkler und seiner zahlreichen Nachbeter, die das labile Weimar penetrant zum 1933 „gescheiterten“ Vorläufer der von ihnen glorifizierten, weil auf vermeintlich unerschütterlichen Fundamenten ruhenden Bonner und Berliner Republik degradierten. Angesichts ihrer Entstehungszeit ist Dreyers Arbeit früh von dieser Zurichtung „Weimars“ zu Zwecken politischer Bildung abgekommen. Preuß steht bei ihm somit vor dem offenen Deutungshorizont, den sich die jüngste Weimar-Forschung eröffnet hat. (ob)

Michael Dreyer: Hugo Preuß. Biographie eines Demokraten. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018, gebunden, 513 Seiten, 69 Euro





Flugzeugabschuß. Vor über vier Jahren wurde eine Boeing 777 der Malaysian Airlines über der Ost-ukraine abgeschossen, 298 Menschen starben. Den Verursacher konnten letztlich weder die von den Konfliktparteien am Donbass vorgelegten Beweise noch der offizielle Abschlußbericht 2015 entlarven. Der frühere Offizier und Rakatenabwehrspezialist Bernd Biedermann und sein NVA-Kamerad Wolfgang Kerner sind sich sicher, daß die „westlichen“ Interpretationen als propagandistisch zu werten sind. Dabei stützen die Wahrheitssucher sich wiederum auf einschlägige linke, eher prorussische Quellen. Gemäß der Devise Audiatur et altera pars erweitert ihr Buch aber immerhin die Perspektiven. (bä) 

Bernd Biedermann, Wolfgang Kerner: Abschuß der MH-17. Auf der Suche nach der Wahrheit. Helios Verlag, Aachen 2018, gebunden, 57 Seiten, Abbildungen, 14,50 Euro