© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/18 / 07. Dezember 2018

Lesereinspruch

Bevormundung

Zu: „‘Fettsuchtwelle stoppen’“ von Verena Rosenkranz (JF 47/18)

Dieser Artikel bevormundet den Leser. Tatsächlich besagt die Gesundheitsstudie der KiGGS von 2018: „Die Übergewichts- und Adipositasprävalenzen sind im letzten Jahrzehnt nicht weiter gestiegen.“ So ist der Genuß süßer Getränke in den letzten zehn Jahren bei Mädchen von 28,2 auf 16,9 Prozent und bei Jungs von 34 auf 22,2 Prozent zurückgegangen. Also kein Grund für Panik! Viel bedenklicher als das – wohl auch genetisch bedingte – Adipositasproblem ist die starke Zunahme von Eßstörungen und damit der Anteil Untergewichtiger vor allem bei Mädchen (auch ein Ergebnis der Dauerberieselung mit unwissenschaftlichen Korrelationsstudien zum schlagzeilenträchtigen Thema „Übergewicht und Diäten“). Übrigens hat noch keine einzige der staatlich finanzierten Aktionen zum „gesunden“ Essen und Lebenswandel in Kinderhorten irgendeinen dokumentierten nachhaltigen Erfolg gehabt. Alles gut gemeinter, aber erfolgloser Aktionismus. Das sehen wohl auch die Eltern so, die zu 95,7 Prozent den allgemeinen Gesundheitszustand ihrer Kinder als sehr gut oder gut einschätzten.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff, St. Wendel