© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Umwelt
Wirklich ökologisch
Jörg Fischer

Vor 60 Jahren wurden Waschmaschinen mit dem Slogan „Miele macht’s der Hausfrau leichter“ erfolgreich beworben. Das würde heute einen „Shitstorm“ von unausgelasteten Furien auslösen. Daher wirbt das Gütersloher Familienunternehmen vorsichtshalber mit „Limits? Gibt es nicht“ für Geschirrspüler oder „Revolutionary excellence“ für seine Dialoggarer. Doch im Gegensatz zu einstigen Konkurrenten wie Bauknecht (wußte, was Frauen wünschen) oder AEG (war aus Erfahrung gut) dominiert bei Miele weiter „Made in Germany“. Nun ist Miele sogar von 1.421 „Entscheidern der Wirtschaft“ im Magazin Bilanz zu „Germany’s Most Admired Company“ gekürt worden – mit der Bestnote 1,86 (Skala von 1 bis 5). Bewertet wurden bei 300 Firmen aus 16 Branchen Gesamteindruck, Firmenführung, Beirat und Nachwuchs, Finanzen, Produktqualität und Innovationskraft sowie „gesellschaftliche Verantwortung“.

Wer billig kauft, kauft doppelt? Dies gilt inzwischen auch für immer mehr Premiumprodukte.

Wäre auch die Nachhaltigkeit aus Kundensicht bewertet worden, müßte die Miele-Bewunderung noch stärker sein: Die Produkte mit zehn Jahren Werksgarantie sind zwar für viele unbezahlbar, aber andererseits lehrt die Erfahrung: Wer billig kauft, kauft doppelt. Doch leider gilt dies bei anderen Firmen immer weniger. Viele Premiumprodukte sind zwar sauteuer, aber immer öfter ist die geplante Obsoleszenz mit eingebaut: beschränkte Haltbarkeit unverzichtbarer Komponenten, Reparatur/Ersatzteile fast teurer als Neukauf und nach zwei oder drei Jahren keine Softwareaktualisierung mehr. Das freut nicht nur die Aktionäre, auch grüne Zeitgeister sind darüber entzückt. Warum? Wer für die Verbannung von älteren Benzin- und neueren Dieselautos eintritt, hält auch den Ersatz von älteren Waschmaschinen oder Staubsaugern durch energieeffizientere Neuware für „ökologisch“.