© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Propaganda gegen die „rechte Propaganda“
Bis zur EU-Wahl: Die „taz“ schließt sich mit anderen Medien zur Initiative „Europe’s Far Right“ zusammen
Ronald Berthold

Unter dem Titel „Europe’s Far Right“ fährt die taz gemeinsam mit linken Zeitungen anderer Länder bis zur Europa-Wahl eine Kampagne gegen sogenannte Rechtspopulisten. Finanziert wird das Projekt von der zur IG Metall gehörenden Otto-Brenner-Stiftung, dem „Kartographen-Stipendium“ und der „taz Panter Stiftung“.

Neben der taz sind Libération (Frankreich), Falter (Österreich), Gazeta Wyborcza (Polen), HVG (Ungarn) und Internazionale (Italien) dabei. Es geht um die angebliche Gefährlichkeit der Parteien in diesen Ländern, die außer in Frankreich und Deutschland in der Regierung sitzen.

Der erste Text beschäftigt sich mit den Medienstrategien von FPÖ, AfD, PiS, Fidesz und Lega – die taz spricht vom „rechten Propagandakrieg“. Allerdings kommt kaum etwas vor, was man nicht schon wüßte. Daß AfD und FPÖ aufgrund selten fairer Berichterstattung auf die Verbreitung ihrer Botschaften in sozialen Medien und den „Aufbau einer eigenen Medienlandschaft“ setzen, ist nicht neu. Überhaupt fragt man sich: Wo ist die groß angekündigte Recherche, die soviel Geld kostet, daß gleich drei Institutionen sie fördern?

Eher sind es Platitüden, die der Artikel verbreitet: „Die AfD bedient sich vielfältiger Mittel, um ihren Teil zur Delegitimierung der Medien beizutragen.“ Auch ohne jeden Beleg kommt ein Satz über die Publikationen aus dem FPÖ-Umfeld daher. Angeblich „strotzen“ diese „nur so vor Migrantenhaß, Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit“. 

An anderer Stelle kocht die taz eine Geschichte wieder auf, die das NDR-Magazin „Zapp“ bereits vor einem Vierteljahr verbreitet hat – nämlich, daß im ungarischen Fernsehen AfD-Mitglieder zu Wort kamen, ohne dies zu kennzeichnen. In dem Bericht war es um Migrantengewalt gegangen. Allerdings bleibt die taz wie schon vorher „Zapp“ den Beleg schuldig, daß der Beitrag deswegen falsch war.

Insgesamt handelt es sich um eine Zusammenschreibe, die eine Radikalität rechter Parteien und deren Griff nach den Medien zu suggerieren versucht. Über übliche Reflexe kommt sie nicht hinaus.