© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

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Buchgesellschaft will Sarrazin-Titel nicht mehr

DARMSTADT. Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) will zwei Bestseller nicht mehr verbreiten. „Wir alle wissen“, schreibt der Kommunikationschef der Buchgesellschaft, Tom Erben, im aktuellen Monatsmagazin der WBG, „Bücher können die Welt verändern, zum Guten wie zum Schlechten. Das zeigt die Geschichte von der Bibel über Luther und Marx bis hin zu Hitler und, ja: auch Harry Potter.“ Aus diesem Grund habe man sich entschieden, zwei Titel aus der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste nicht ins Angebot aufzunehmen. Sie sind somit über die WBG nicht bestellbar. Zur Begründung heißt es, die beiden Bücher würden „rassistische oder frauenverachtende Meinungen verbreiten“. Erben nennt keine Titel oder Autoren, doch ein Blick auf die Bestsellerliste zeigt, um welche beiden Werke es geht: Thilo Sarrazins „Feindliche Übernahme“ und die Autobiographie „Das ist Alpha!“ des Skandal-Rappers Kollegah. Wer Sarrazin in die Suchmaske auf der Internetseite der WBG eingibt, erhält zur Antwort: „Bei uns ist dieses Buch nicht erhältlich.“ Bei der Suche nach der Kollegah-Autobiographie erscheint der Hinweis: „Bei uns nicht erhältlich.“ Zur Erläuterung wird auf eine kritische Rezension von „Das ist Alpha!“ in der Süddeutschen Zeitung verwiesen. Auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT will sich die Buchgesellschaft nicht zu ihrer Entscheidung äußern. Im Novembermagazin schreibt Kommunikationschef Erben, die WBG verbreite „jedoch nur Bücher, die auf wissenschaftlich fundierter Information basieren, um eine qualitative Diskussion überhaupt erst zu ermöglichen. Wo das Gespräch endet, endet die Demokratie. Aber Hetze und Haß sind keine Gespräche, sondern Demagogie.“ Mit etwa 85.000 Mitgliedern ist die Wissenschaftliche Buchgesellschaft  – seit 2018 offiziell „Wissen. Bildung. Gemeinschaft“ – nach eigenen Angaben eine der größten Buchgesellschaften für Sachbücher und wissenschaftliche Literatur in Europa. Gegründet 1949, war es das Ziel der WBG, „das verbrannte oder sonst unerreichbar gewordene Schrifttum in Deutschland“ zurückzubringen. (krk)





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