© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/18 / 16. November 2018

Richard Drexl pflegt Deutschlands militärische Tradition, nicht nur am Volkstrauertag
Treue Kameraden
Marc Zoellner

Für Richard Drexl kam die kurzfristige Absage des Bayerischen Rundfunks einem Affront gleich: „Hätten wir heute Gelbbauchunken über die Straße getragen“, erklärte der Präsident des Bayerischen Soldatenbundes (BSB), „oder eine Solidaritätsadresse an abgelehnte Asylbewerber im Programm – dann wären die da.“ Der Oberst a.D. bringt damit auf den Punkt, wie es jenseits politischer Sonntagsreden tatsächlich um die gesellschaftliche Wertschätzung von Soldaten, Reservisten und Veteranen bestellt ist. Und so blieb das Jahrestreffen des in München beheimateten und mit 65.000 Mitgliedern größten deutschen Soldatenverbandes medial unbeachtet. Die zahlreichen Besucher störte das freilich wenig. Sie erwiesen den unter Fanfarenklängen einziehenden, zum Teil prächtig geschmückten Verbands- und Regimentsfahnen – oft bestickt mit dem Wahlspruch der Königlich-Bayerischen Armee „In Treue fest“ – die Ehre.

Drexls BSB ist nicht nur der größte, sondern auch einer der ältesten militärischen Traditionsvereine Deutschlands: 1874, also drei Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg als „Bayerischer Krieger- und Veteranenverein“ gegründet, um invalide Soldaten und Hinterbliebene zu unterstützen. Zum zehnten Gründungsfest weihte König Ludwig II. die Vereinsfahne, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges allerdings verschollen ist.

Reichlich Wehrerfahrung bringt auch Richard Drexl mit: Zwar fand der 1952 im oberbayrischen Weil geborene Luftwaffenoffizier nicht durch Berufung, sondern praktische Überlegungen zur Bundeswehr, aber 41 Jahre Dienst fürs Vaterland haben aus dem ehemaligen Maschinenschlosser einen Soldaten mit Leidenschaft gemacht. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erinnert er sich, wie er unweit eines Lufttransportgeschwaders „groß geworden und mit der Bundeswehr aufgewachsen“ sei. „Ich hatte“, so Drexl, der sich 1972 entschloß, als Zeitsoldat Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren, „keine Scheu vor der Bundeswehr.“ Eine Einstellung, die er heute gern im Volk befördern möchte.

Ein Jahr vor seiner Wahl zum Präsidenten nahm er als Kommandeur der Kaufbeurer Luftwaffenschule 2013 seinen Abschied. Seitdem führt er den BSB mit ruhiger Hand. Sein Vorgänger stritt darum, daß der Verein auch „die Leistungen und Opfer der Wehrmacht nicht leugne“, wie er 2012 in der Vereinszeitschrift Treue Kameraden schrieb. Was unter anderem zu einer Distanzierung des mächtigen Deutschen Bundeswehrverbands führte. Heute formuliert der Verband lieber vorsichtig und nennt als Ziele unter anderem das Bemühen um ein „objektives Geschichtsbild“ und ein „patriotisches Grundverständnis“ oder, wie zu allen Zeiten, die Erinnerung an die Gefallenen und Kriegstoten am kommenden Sonntag, dem Volkstrauertag.