© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/18 / 02. November 2018

Der Teufel im Kino
Der ehemalige Okkultist Nikolas Schreck hat ein Buch über Luzifer auf der Leinwand vorgelegt
Werner Olles

Der Autor und Filmemacher Nikolas Schreck, ehemaliger Satanist und Okkultist, legt mit „Luzifers Leinwand. Der Teufel in der Filmgeschichte“ ein mit Detailkenntnis und Faktenreichtum gespicktes Buch vor. Von Okkultisten wie Hanns Heinz Ewers bis hin zum Hollywood-Film von heute spannt er einen weiten Bogen. Schreck hat sich inzwischen vom Satanismus distanziert und dem Tantrischen Buddhismus zugewandt. Er ist fasziniert vom expressionistischen deutschen Film der 1920er Jahre und dessen Schöpfern, die seine Vorliebe für das Unheimliche, das Magische und Phantastische teilten.

Seine Lieblinge findet Schreck in der Zeit des Stummfilms, wie Hanns Heinz Ewers, eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Literatur und des Kinos des 20. Jahrhunderts, dessen schöpferische Kraft hinter dem Film „Der Student von Prag“ (1913) stand und dessen Markenzeichen ein archaischer Okkultismus war: „Was Ewers sah, war nicht die Unterwelt christlicher Provenienz, der Teufel mit dem Bocksfüßchen, sondern der Glanz der Finsternis, die Seligkeit der Sünde, das schwarze Licht Luzifers“ (Ewers Biograph Michael Sennewald). Von den Alchemistengassen des alten Prags über Conrad Veidts somnambulen Cesare in „Das Kabinett des Doktor Caligari“ (1920) bis zu Karl Freunds „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (1920) und dem verschollenen Film „Die Teufelsanbeter“ (1920) nach einem Buch von Karl May vermittelten jene Werke eine schauerliche Atmosphäre der Natur des Teufels.

Schreck kennt sich aber auch in Hollywood aus. Er singt ein Loblied auf Roman Polanskis „Rosemaries Baby“ (1967), jener Geschichte von der „jungfräulichen“ Mutter, die von ihrem Gatten an den Teufel verkauft wird, damit sie Satans Sohn zur Welt bringt. Der Film hat bis heute nichts von seinem Horror eingebüßt. John Carpenters „Die Fürsten der Dunkelheit“ (1987) bezeichnet Schreck zu Recht als „Lichtblick in der düsteren Periode des satanischen Kinos“. Carpenter deute mehr an als zu zeigen, der Film besitze eine Aura metaphysischen Grauens. Am Ende steht die Erkenntnis Charles Baudelaires: „Die größte List Satans ist es, uns glauben zu machen, daß es ihn nicht gibt!“

Nikolas Schreck: Luzifers Leinwand. Der Teufel in der Filmgeschichte. V. F. Sammler, Graz 2018, gebunden, 368 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro