© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/18 / 19. Oktober 2018

Großer Andrang in der Sackgasse
Nachlese: Trotz ihrer erzwungenen Randlage zeigt sich die JF mit dem Zuspruch auf der Frankfurter Buchmesse zufrieden
Martina Meckelein

Nichts scheint besser die Seelenverfaßtheit der intellektuellen „Elite“ hierzulande widerzuspiegeln als die Frankfurter Buchmesse. Und weil deren Zugehörige sich überwiegend politisch links verorten, bilanziert zum Beispiel der Berliner Tagesspiegel: „Trotz Krise und rechter Verlage“ sei die Buchmesse „so schön wie lange nicht“ gewesen. War sie es? Sie war sicherlich eines: schlagzeilenträchtig. Ein Resümee.

Das Wetter wird es gut meinen mit der Messe an diesen fünf Tagen. In den Hallen präsentierten 7.500 Aussteller vom 10. bis 14. Oktober ihre Bücher, Zeitungen, Kitsch und Kunst. 285.024 Besucher werden sich vor und auf den Rolltreppen drängen und stauen, um von einem Geschoß ins andere zu gelangen.

Kritik statt Beifall für die Messeleitung

Andrang schon am ersten Messetag bei der JUNGEN FREIHEIT. In Halle 4.1 geben sich die Journalisten die Klinke in die Hand. Chefredakteur Dieter Stein und Pressesprecher Bastian Behrens geben Stellungnahmen zu der Plazierung des Verlages ab. Was Stein als  Ghettoisierung bezeichnet, beschreibt die Frankfurter Buchmesse als Teil des Sicherheitskonzeptes. Besucher können nicht einfach zum JF-Stand flanieren. Nur über eine 30 Meter lange Sackgasse ist die JUNGE FREIHEIT an deren Ende zu erreichen. An der Decke ist eine 360 Grad Kamera installiert. Polizisten marschieren mit strengen Gesichtern und Argusaugen den Gang auf und ab.

Der Kooperationspartner der Messe in Sachen „Umgang mit Rechts“ ist die von der ehemaligen Inoffiziellen Mitarbeiterin der DDR-Staatssicherheit Anet-ta Kahane geführte Amadeu-Antonio-Stiftung. Sie warnte, wie die Frankfurter Rundschau am 27. September schreibt, davor, „der extremen Rechten auf der Schau erneut eine Bühne zu bieten“.

Doch statt Beifall erntet die Messe für ihr Vorgehen Kritik. Die Zeit fühlt sich von dieser „Form der Diskurshygiene irritiert.“ Und die Frankfurter Allgemeine stellt die Frage: „Mobbing oder Maßnahme?“ Zwei Tage darauf setzt die FAZ noch einen drauf: „Der begehbare Giftschrank der Buchmesse“ betitelt Patrick Bahners seinen Artikel. Die letzten sechs Zeilen haben es in sich: „Aber nur die junge freiheit wird an einem toten Punkt plaziert. Die diskriminierende Absicht hinter der kühlen Behandlung ist offenkundig. Jeden Messebesucher müßte es frösteln.“

In vielen Artikeln über die Buchmesse geht es nicht um das Ereignis Buchmesse, um den Ehrengast Georgien, um zu erwartende Abschlüsse, um lesenswerte neue Bücher. Die Schlagzeilen führen die sogenannten rechten Verlage an. Dabei hätte doch ausführlich über die wirtschaftliche Situation in den Verlagen diskutiert werden können. Doch nur am Rande wurde fast verschämt darauf hingewiesen, daß die Messeempfänge von Rowohlt, Fischer und Hanser nicht stattfinden würden.

Was dann allerdings stattfand, war ein Knaller: Exklusiv berichtete die FAZ am 9. Oktober, daß Götz Kubitschek seinen Antaios-Verlag am 5. Oktober an einen Neuling im Gewerbe verkauft habe. Kubitschek wolle jetzt politischer Berater einiger AfD- und CDU-Mandatsträger werden.

Im Feuilleton rauscht es. Daß der neue Verleger ein völlig unbeschriebenes Blatt ist und bisher nicht ein beschriebenes Blatt verlegt hat, scheint zu vernachlässigen zu sein. Die Sensationsmeldung über den neuen Loci-Verlag, der einem Zahnarzt gehört, ist zu schön. Einzig der Neuen Zürcher Zeitung und den Kollegen von JF-Online dämmert es, daß die Geschichte wohl ein Fake ist, eine dadaistische Aktion, um die Messeleitung vorzuführen. Und tatsächlich, wer erscheint am Loci-Verlagsstand? Götz Kubitschek mit seiner Frau Ellen Kositza, Kindern, Büchern und Rotwein. Dabei hatte er zuvor erklärt, er werde der Messe fernbleiben.

Einen Tag nach der Messe, am Montag, dann die Mitteilung Kubitscheks: Natürlich habe er seinen Verlag nicht verkauft.

Wahr hingegen ist, daß er und seine Frau am Samstag abend in Frankfurt vor einer Pizzeria Opfer eines hinterhältigen Überfalls von drei vermutlich linken Schlägern wurden. Der Polizei ermittelt.