© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/18 / 12. Oktober 2018

Konservative Partei siegt bei Wahl in Québec
Gefahr für den Mainstream
Friedrich-Thorsten Müller

Die nationale Frage des französischsprachigen Québec ist mit dem fulminanten Wahlsieg der Partei „Koalition Zukunft Québec“ (CAQ) zurück auf der politischen Agenda Kanadas. Allerdings diesmal nicht mit neuen Separatismusbestrebungen, sondern aus Sicht der Zentralregierung vielleicht viel schlimmer: Denn François Legaults CAQ stellt den durch Kanadas ultraliberalen Premierminister Justin Trudeau in die Verfassung gehievten Multikulturalismus fundamental in Frage. 

Für den designierten neuen Provinz-Premierminister Legault steht die „Französisierung“ aller Einwanderer im Vordergrund, weil nur so Québec inmitten Hunderter Millionen Englischsprachiger seine Identität bewahren, eine „Nation“ im kanadischen Staatenverband bleiben könne. Dafür genügt den Caqisten aber nicht das Erlernen der Sprache, sondern sie fordern auch den Respekt und die Übernahme fundamentaler Werte Québecs – wie dem der Gleichberechtigung der Frau – durch alle Einwanderer ein. 

Das ist eine klare Aufforderung zur Assimilierung. Wenig überraschend, daß die CAQ daher dem Kopftuch im öffentlichen Dienst als erstes den Fehdehandschuh zuwirft. Die auch in Einwanderungsfragen sonst besonnene Art Legaults und sein vorbildliches Abarbeiten aller berechtigter sozialer, ökologischer oder wirtschaftlicher Fragen macht ihn für den Mainstream in ganz Kanada um so gefährlicher.