© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/18 / 28. September 2018

Zu leise kann auch ein Problem sein
Österreich: Ein Jahr nach Start kommt das Online-Portal „Addendum“ trotz erster Achtungserfolge nicht richtig in Fahrt
Ronald Berthold

Der große Publikumserfolg läßt auf sich warten. Ein Jahr nachdem Milliardär Dietrich Mateschitz das österreichische Online-Medium „Addendum“ auf den Markt gebracht hat (JF 41/17), kommt es nicht in Gang. 

Mateschitz wollte sich mit dem Projekt gegen das „linke Meinungsdiktat“ wehren. Doch es dümpelt bei 110.000 Besuchen im Monat. Zum Vergleich: Der Internetauftritt der Boulevardzeitung Krone bringt es auf 20,2 Millionen, der des Standard auf 18 Millionen.

Addendum.org wollte ein Gegenpart zur „Lückenpresse“ sein. Das Wort bedeutet auf deutsch: „das Hinzuzufügende“, der Untertitel lautet: „Das, was fehlt“. Das Portal liefert ausführlichen Qualitätsjournalismus, optisch hochmodern aufgemacht mit Bewegtbildern und interaktiven Grafiken. Es bietet Hintergründe, ist ausgewogen, keinesfalls rechtslastig und kommt nicht schreiend daher. 

Trotzdem, oder vielleicht gerade wegen dieser leisen Unaufgeregtheit, bleibt es in einer Nische. Denn Aktualität ist nicht die Sache von „Addendum“.

Das Konzept mit zahlreichen Texten zu einem Thema bringt zwar in der Branche Anerkennung. Ein Bericht steht sogar auf der Shortlist für den diesjährigen österrreichischen Journalisten-Preis „Story des Jahres“ und ein Buch landete auf Platz eins der österreichischen Bestsellerliste Sachbuch. Aber das Portal schreibt an der Masse vorbei.

Mateschitz wird wissen, daß er den durchschnittlichen Österreicher nicht erreicht. Aber vielleicht geht es ihm nicht darum. Offenbar will er Fakten für Multiplikatoren präsentieren. Das Ziel lautete, die „Faktenbasis für eine qualifizierte politische Debatte“ wiederherzustellen. 

In das Projekt hat der Red-Bull-Gründer viel Geld investiert und renommierte Journalisten eingekauft. Das Impressum listet insgesamt 53 Mitarbeiter auf – ein kostspieliges Unterfangen für ein Team, das fast unter der breiten Wahrnehmungsschwelle arbeitet.