© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/18 / 28. September 2018

Aufgeschnappt
Linux hat den PC-Virus
Matthias Bäkermann

Viele Rechner weltweit nutzen ein Linux-Kernel als Betriebssystem. Knapp erklärt ist der Unterschied zu Windows, daß an diesem außerhalb von direkten Lizenzen stehenden Open-Source-System (ähnlich Wikipedia) viele unabhängige Entwickler beteiligt sind, deren Codes allerdings lizenziert sind. 

Doch bei dieser EDV-Gemeinde knirscht es heftig im Gebälk. Schuld daran sind aktuell nicht übliche Rechtsstreitigkeiten, sondern politisch-korrekte Sittenwächter. Diese konnten am 16. September in ihrem Kampf gegen die mangelnde Diversität innerhalb der Linux-Community mit überproportional „männlichen, cisgender Weißen“ die Verhaltensregeln (Code of Conduct, CoC) in ihrem Sinne ändern. Die Linux-Aktivistin Sage Sharp, laut Eigenbezeichnung „nicht-binäres Geschlecht trans männlich“, beschimpft nun alle, die die neue CoC nicht unterzeichnen wollen, als „Vergewaltigungs-Apologeten“. Die meisten Linux-Teilnehmer jedoch fühlen sich genervt: „Zuvor mußte ich mich nie darum kümmern, ob meine Mitwirkenden weiß, schwarz, männlich, weiblich, hetero, schwul oder vom Planeten Mars waren, nur ob ihr Code gut war.“ Einige drohen wegen dieser „Gutmenschen-Gestapo“ nun sogar, ihre Kernel-Codes zurückzuziehen – mit verheerenden Folgen für alle Linux-Nutzer weltweit.