© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Frisch gepresst

Hochland. Wohl die meisten katholischen Intellektuellen litten in der von preußischen Protestanten dominierten wilhelminischen „Kulturindustrie“ unter Minderwertigkeitsgefühlen. So wie der aus Worms stammende Journalist Carl Muth (1867–1944), der aber 1903 mit der Gründung der Zeitschrift Hochland das nicht zuletzt durch den dogmatischen päpstlichen Anti-Modernismus entstandene „Ghetto der Römlinge“ öffnete. Sein bis 1941 erschienenes Periodikum entwickelte sich zur wichtigsten Zeitschrift des deutschsprachigen Kulturkatholizismus, zur „Kulturrevue großen Stils“ mit weitem Horizont und herausragenden Autoren wie Carl Schmitt, Max Scheler, Romano Guardini, Alois Dempf oder Theodor Haecker. Sonderbarerweise fand dieses bedeutende Organ nach 1945 bei Literatur- und Ideenhistorikern keine gebührende Beachtung, so daß es bis zu Muths 70. Todestag dauerte, bis ein aussichtsreicher Versuch startete, um die große Forschungslücke zu schließen. Angesichts der 38 Hochland-Jahrgänge mit einem Gesamtumfang von 47.000 Seiten kann die von Thomas Pittrof edierte  Aufsatzsammlung allerdings nur eine erste Vermessung des Geländes sein. Vor allem Maria C. Giacomins Skizze zur Gründungsgeschichte, Pittrofs „modernitätshistorische Einordnung“ der Zeitschrift in die Kulturszene der Weimarer Republik sowie Hans-Günter Hockerts’ Studie über die Zeitschrift im Dritten Reich („Abstand oder Widerstand?“) setzen jedoch wichtige Orientierungsmarken. (wm)

Thomas Pittrof (Hrsg.): Carl Muth und das Hochland (1903–1941). Rombach Verlag, Freiburg im Breisgau 2018, gebunden, 609 Seiten, Abbildungen, 68 Euro





In Gefangenschaft. „Solange der Kampf in Europa tobte, erschien es nicht ratsam, die Dinge niederzuschreiben“, beginnt Oberst Heinz Schmid seine nun von seinem Sohn herausgebenen Aufzeichnungen in der US-Kriegsgefangenschaft im Mai 1945, in der er sich seit der Kapitulation des Afrikakorps 1943 befand. Schmid beklagt die aus seiner Sicht willkürliche Isolation der höheren Offiziere als „Supernazis“, die zu dem sich nach dem 8. Mai verschärfenden Umgang mit den deutschen Kriegsgefangenen in den USA paßt. Dabei verraten seine Zeilen auch die Distanz zu jenen Mitgefangenen, die sich entweder bei den Amerikanern „anbiedern“ oder aber zu den unverbesserlichen „Heißspornen“ gehören. (bä)

Wolf Schmid: Handschriftliche Aufzeichnungen eines Wehrmachtsoffiziers. Epubli-Verlag, Berlin 2018, gebunden, 47 Seiten, 7,99 Euro