© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Debatte um Tornado-Einsätze in Syrien
Nicht angriffsfähig
Marc Zoellner

Droht Deutschland der militärische Ernstfall in Syrien? Das Verteidigungsministerium prüft derzeit auf Anfrage seiner US-Kollegen den Einsatz von Tornado-Kampfflugzeugen über dem nordwestsyrischen Idlib, sollte es dort zum Einsatz chemischer Waffen gegen die Zivilbevölkerung kommen. Im Falle eines raschen Eingreifens solle gar das Parlament erst nachträglich befragt werden.

Zweifelsohne: Chemiewaffenangriffe gehören zu den schlimmst denkbaren Szenarien eines Krieges. Sie gehören geächtet, sanktioniert und – wenn möglich – militärisch auch präventiv unterbunden. Doch stellt sich gerade im Fall Syriens nicht nur die Frage nach den zweifelhaften Urhebern dieser Art Kriegsverbrechen. Immerhin wurden auch die mitunter stark radikalisierten Rebellen solcher Greuel verdächtigt. Es ist auch eine Problematik von Notwendigkeit und Machbarkeit. Der geostrategische Konflikt in Syrien ist kein deutscher Krieg. Und selbst wenn nur aus humanitärer Begründung – logistisch wäre die Bundeswehr dank von der Leyens Mißwirtschaft dazu überhaupt nicht fähig. Schon jetzt sind Heer und Luftwaffe heillos überfordert: Im Mai waren nur vier von 128 Eurofightern einsatzbereit. Im Juli mußten die NH-90-Hubschrauber aus dem Mali, Deutschlands „zweitem Afghanistan“, abgezogen werden. Die Bundeswehr, bemängeln Kritiker, tauge nicht einmal für den Verteidigungsfall. Wie aber dann erst für einen Angriff?