© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/18 / 07. September 2018

„Wir waren friedlich“
Im Interview: Sachsens AfD-Chef Jörg Urban
Lukas Steinwandter

Herr Urban, war der Samstag für Sie ein Sieg oder eine Niederlage?

Urban: Beides, einerseits ist es eine kleine Niederlage, daß wir den Trauermarsch nicht wie geplant abhalten konnten. Andererseits haben wir es geschafft, daß fast 10.000 Menschen gegen die Politik der Merkel-CDU auf die Straße gingen. Daß es friedlich blieb, daß keine Aggression von den Demonstranten ausging.

Linke Gegendemonstranten blockierten die vorgesehene Route. Der Trauermarsch mußte abgebrochen werden, weil die Versammlungszeit abgelaufen sei. Wer trägt die Schuld?

Urban: Schuld sind in erster Linie die kriminellen Linken, die die Straße blockiert haben. Schuld sind aber auch die Medien und Politiker, die solch linksextreme Aktionen noch befeuern. Und auch die Polizeileitung trägt Verantwortung. Wir werden den Einsatz aufklären, parlamentarische Nachfragen stellen und uns die Einsatzprotokolle ansehen.

Im Vorfeld gab es offenbar einige Unstimmigkeiten hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Pegida. Zunächst stand deren Logo auf den Aufrufen zur Demo. Dann wurde es entfernt.

Urban: Es gibt in unserer Partei ein Verbot, mit Pegida zusammenzuarbeiten. Pegida mobilisierte allerdings derart viele Menschen, daß wir uns entschieden haben, das Logo auf die Transparente zu setzen.

Und dafür gab es parteiinterne Kritik?

Urban: Das hat intern zu heftigen Diskussionen geführt. Wir haben uns dann entschieden, das Pegida-Logo zu entfernen und als Kompromiß Siegfried Däbritz in erster Reihe mitlaufen zu lassen. Wir in den ostdeutschen Verbänden sehen Pegida anders als unsere westdeutschen Kollegen.

Aus den Reihen von Pegida und Pro Chemnitz, das seine eigene Kundgebung auflöste und mit Ihrer zusammenschloß, gibt es nun Kritik, weil die AfD der Aufforderung der Polizei gefolgt ist und den Trauermarsch beendet hat.

Urban: Diese Kritik weisen wir zurück. Wir als AfD haben einen friedlichen und bürgerlichen Protest organisiert. Medien auf der ganzen Welt zeigten die Bilder von friedlichen Demonstranten. Es zeichnete sich jedoch ab, daß die Lage eskalieren könnte, also haben wir unsere Kundgebung aufgelöst.

Aber auf der Demonstration vom Montag wurde mehrfach der Hitlergruß gezeigt.

Urban: Die AfD hat am Samstag demonstriert. Einzelpersonen, die Straftaten begehen, gibt es auf jedem Stadtfest. Im übrigen liegen Hinweise vor, daß die Hitlergrüße von Linken inszeniert wurden. Es gab Aufrufe linker Twitter-Accounts, sich unter die Teilnehmer zu mischen, um auf derartige Weise zu provozieren.

Manche Kommentatoren schreiben, jetzt habe die AfD endgültig keine Scheu mehr, mit Rechtsextremen gemeinsame Sache zu machen.

Urban: Jeder hat das Recht, gegen die Politik der Merkel-CDU friedlich zu demonstrieren. Die Diffamierung des weitgehend bürgerlichen Protests in Chemnitz durch Politik und Medien ist üble Demagogie – die DDR 2.0.






Jörg Urban ist Vorsitzender der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag und seit Februar 2018 als Nachfolger Frauke Petrys Chef der AfD Sachsen.