© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/18 / 31. August 2018

Zeitschriftenkritik: Fluter
Nostalgie und Desinformation
Werner Olles

Das vierteljährlich erscheinende Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung Fluter schwelgt in Nostalgie. In der Sommer-Ausgabe wird noch einmal an den jahrzehntelangen Protest gegen das Endlager Gorleben erinnert, der die Menschen im Wendland politisiert habe und bis heute aus der Gegend eine Heimat widerständiger Seelen und zugleich einen der politischsten Orte Deutschlands mache. Hier leben und treffen sich „engagierte Menschen“ und diskutieren über Politik. Denn als die Castor-Transporte eingestellt wurden, sei das „zunächst mehr Schock als Triumph“ gewesen. So habe man begonnen die alten Seilschaften nicht nur gegen Castoren, sondern auch „für Menschen zu nutzen“, zitiert das Blatt eine Proteslerin. Nachdem in drei Notunterkünften des Landkreises „Flüchtlinge“ untergebracht wurden, setzte man sich nun für deren Rechte ein. Zwar sei dies keine neue Massenbewegung, „aber ein erster Schritt zur Transformation der Widerstandskräfte“. Was an der Unterstützung illegaler Migranten „widerständig“ sein soll, wird in dem Beitrag nicht näher erläutert. Es gehe eben nun um „Integration, Umweltfragen und Gender“: „Wenn Blockupy die Frankfurter Innenstadt lahmlegt, um gegen die Politik der EZB zu protestieren, wenn ‘Ende Gelände’ den Kohletagebau im Rheinland und in der Lausitz besetzt, um für den Klimaschutz Stimmung zu machen, dann passiert das auf der Grundlage des wendländischen Widerstandswissens.“ Daß „Blockupy“ in Frankfurt Gewalt und Zerstörung ausübte, ist selbstverständlich kein Thema.

Der Beitrag „Farm und reich“ ist ebenfalls ein Musterbeispiel dafür, wie man mit Halbwahrheiten Desinformation betreiben kann. Zwar beschönigt der Autor den staatlichen Landraub an den weißen Farmbesitzern nicht und zitiert auch den Demagogen und schwarzen Rassisten Julius Malema, der keine Versöhnung will, sondern triumphierend verkündet: „Die Weißen sollen froh sein, daß wir nicht zum Völkermord aufrufen.“ Tatsächlich sind in den 2000er Jahren jedoch bereits 76.000 weiße Farmer ermordet worden, ganz zu schweigen von den zahllosen brutalen Folterungen und Vergewaltigungen durch schwarze Extremisten. Doch findet sich darüber kein Wort.

Den Vogel schießt der Beitrag „Ackern am rechten Rand“ ab, der sich mit „völkischen Siedlern“ befaßt. Immer mehr „Rechtsextreme“ ziehe es aufs Land, raus aus dem Multikulti der Städte, „zurück zur deutschen Scholle“. Dort gründeten sie Großfamilien und – Grauen über Grauen – geben ihren Kindern germanische Namen wie Gudrun oder Siegfried. Dazu übten sie sich noch in Selbstversorgung durch Ökolandbau. Für den Autor ist die Lüneburger Heide die „Schaltzentrale der völkischen Rechten“, die „seit Generationen auf die Rückkehr zum tausendjährigen Reich warten“. Deren Mitarbeit in der Freiwilligen Feuerwehr, im Kirchenchor oder im Leichtathletik-Verein sei jedoch nur „Tarnung“. Bedauerlicherweise seien für viele Dorfbewohner die „völkischen Familien jedoch nur fleißige, anständige Mitbürger“. 

Kontakt: Bundeszentrale für politische Bildung, Adenauerallee 86, 53113 Bonn.  www.fluter.de