© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/18 / 31. August 2018

Grüße aus Dakar
Wenig Lust auf Antänzer
Elke Lau

Das Kreuzfahrtschiff wird afrikanische Hafenstädte anlaufen, die wir auf „normalem Weg“ nie zu sehen bekämen. Wird es eine gemütliche Reise oder eher ein Abenteuer? In Tunis ist die Herzlichkeit der Menschen fast greifbar. Zu unserer Verblüffung gibt es eine Rundfahrt mit Begleitschutz: Zwei Polizisten auf Motorrad und drei Beamte im Kleinbus. Auf nach Algerien. Erster Anlaufpunkt ist die gottverlassene Pier von Skikda. Nichts als verrostete Blechkisten, in denen Tausende Tauben nisten. Eine kurze Liegezeit wird für abartige Kontrollen genutzt, bis die Genehmigung erteilt wird, den unappetitlichen Ort in Richtung Algier zu verlassen. Der Rest erübrigt sich. 

 Nach Tanger und Casablanca verbringen wir bis zum Senegal einige Tage auf See. In Dakar geht es in modernen Bussen auf Stadtrundfahrt. Wir fahren durch Schlammstraßen, vorbei an verkommenen Häusern. Berge von Unrat liegen auf den Straßen, Bürgersteige dienen als Werkstätten. Als Kontrast stieren hochmodern gekleidete Jugendliche mit Kantenkopffrisur im Pulk auf ihre Smartphones. 

 „Sie haben fotografiert, das ist verboten. Bei Wiederholung wird eine hohe Geldstrafe fällig.“

Ziel ist das Musée Théodore Monod. Der verwahrloste Vorgarten ist von Kindern bevölkert, die nun überfallartig auf die Touristen stürzen und mit unmißverständlichen Gesten Geld fordern. Manche zücken Geldbörsen, ernten aber kein Dankeschön, im Gegenteil –  es wird aggressiv weiter gebettelt. 

Da Ausflugspreise gesalzen sind, entscheiden wir uns für den kostenlosen Transfer in die Innenstadt. Der Bus macht einen ordentlichen Eindruck, aber die Straßen sind in einem erbärmlichen Zustand. Plötzlich schrille Pfiffe. Unser Fahrer hält und wartet auf einen Uniformierten, der quer über die Kreuzung sprintet und in bösem Ton eine Verwarnung erteilt: Wir hätten fotografiert, das sei verboten. Bei Wiederholung wäre eine hohe Geldstrafe fällig.

 Noch ehe wir weiterfahren können, ist der Bus von kampflustigen Jugendlichen umringt. Sie drohen mit Fäusten, hämmern gegen die Scheiben und schreien unverständliche Parolen. Unser Fahrer ist wütend. Er zeigt frustriert auf fünf Jugendliche, die uns, keine zehn Meter entfernt, im Visier haben.

„Wir nennen sie Bomser, Antänzer“, erklärt er, „sie agieren arbeitsteilig auf den Märkten und bedrohen in erster Linie Touristen. Aber auch wir Einheimischen werden tyrannisiert. Die Regierung läßt uns völlig im Regen stehen.“ Nach dieser Etappe ist unser Bedarf an „No-go-Areas“ gedeckt.