© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/18 / 24. August 2018

Soziologie auf dem Weg zum methodologischen Kosmopolitismus
Rückbesinnung auf die Natur
(dg)

Der 2015 verstorbene Münchner Soziologe Ulrich Beck, der Entdecker der „Weltrisikogesellschaft“, hat in den späten 1990ern als einer der ersten den methodologischen Abschied seines Faches vom Nationalstaat gefordert. Diese Forderung habe die deutsche Soziologie, so die Kasseler Sozialwissenschaftlerin Tanja Bogusz, auch heute noch nicht hinreichend erfüllt (Soziologie, 2/2018). So könne man auf die von Beck als eigentlich Neues an der zweiten Globalisierung identifizierten „Ökologie- und Technikkatastrophen als Nebenfolgen der Modernisierung“ nicht mit dem angemessenen „methodologischen Kosmopolitismus“ antworten. Allerdings ginge dies auch nicht allein auf der Basis von Becks umstrittener Globalisierungsthese. Vielmehr könne man die Kritik an nationalen Fixierungen des Faches konsequenter begründen, wenn man Becks kulturwissenschaftliche Befangenheiten auflöse. Der Ethnographie, der „Kernmethode anthropologischer Studien im globalen Süden“, komme bei dieser Überwindung der Trennung von Kultur- und Naturwissenschaften eine Schlüsselfunktion zu. Da die anthropogen bedingten Ökokrisen auch bei letzterer methodologische Umbruchprozesse auslösten, „die global verhandelt werden“, biete sich der deutschen Soziologie die Chance, sich nach dem Vorbild der anglo-amerikanischen Forschung interdisziplinär-sozialökologisch zu  erneuern.


 www.soziologie.de/