© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/18 / 24. August 2018

„Nicht der Feind des Volkes“
Medienkampagne: Hunderte Zeitungen in den USA greifen in einer abgestimmten Aktion US-Präsident Trump scharf an
Christian Schreiber

Es ist eine noch nie dagewesene konzertierte Aktion von Verlegern und Redaktionen: Rund 350 Zeitungen und Zeitschriften in den USA haben in einer abgestimmten Kampagne US-Präsident Donald Trump scharf attackiert. So wetterten zahlreiche Autoren in ihren Leitartikeln gegen die Vorwürfe Trumps, wonach Medien Falschnachrichten verbreiten würden und Journalisten „Feinde des Volkes“ seien.

Verantwortlich für die Aktion zeichnet die Tageszeitung The Boston Globe. Freie Medien durch staatlich kontrollierte zu ersetzen, sei stets eines der ersten Ziele eines korrupten Regimes bei der Machtübernahme in einem Land, schrieb das Blatt in einem Aufruf an andere Redaktionen. Viele Autoren ließen ihrer Wut auf den Präsidenten freien Lauf. „Wir sind nicht der Feind des Volkes. Wir sind das Volk. Wir sind nicht Fake News. Wir sind Ihre Nachrichten und wir arbeiten Tag und Nacht hart, damit wir die Fakten richtig berichten“, schrieb etwa die Syracuse New Times aus dem Bundesstaat New York. Auch Traditionshäuser wie die New York Times oder die Chicago Tribune schlossen sich dem Aufruf an.

Zugleich meldeten sich jedoch kritische Stimmen. Das Wall Street Journal verweigerte eine Teilnahme an der Aktion. Trump habe genauso das Recht auf freie Meinungsäußerung wie seine Gegner in den Medien. Das Blatt warnte davor, daß „eine solche abgestimmte Aktion nicht den Eindruck von Unabhängigkeit der Redaktionen“ erwecke.

Die Baltimore Sun ging ebenfalls auf Distanz: „Auch wenn wir darin übereinstimmen, daß die Bezeichnung von Journalisten als Feinde des amerikanischen Volkes und des Journalismus als Fake News unserer Branche schadet, nährt eine koordinierte Reaktion ein Narrativ, daß wir uns gegen diesen republikanischen Präsidenten verbündet haben“, so das Blatt. Trump reagierte eindeutig auf die Aktion. „Die Fake-News-Medien sind die Oppositionspartei“, twitterte er. „Das ist schlecht für unser Land. Aber wir werden gewinnen.“