© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/18 / 17. August 2018

Umwelt
Wieder ganz angepaßt
Volker Kempf

Demeter-Mitglieder wirtschaften schon seit 1924 biologisch-dynamisch. Die Bio-Standards sind bei diesem anthroposophischen Branchenverband hoch. Das muß selbstverständlich auch den Kunden vermittelt werden. Dafür gibt es das demeter-Journal. Das aktuelle Heft (2/18) preist den Duft von Lavendel, huldigt der „Lebenskraft aus bestem Korn“ und berichtet über einen Besuch bei der Erzeugergemeinschaft Landwege. Diese besteht aus 30 Höfen, die sich im Hundertkilometerradius um Lübeck herum befinden und in der Hansestadt fünf Biomärkte beliefern. Zurück geht das Ganze auf die Tschernobyl-Katastrophe 1986, als einige wissen wollten, wo ihr Essen herkommt. „100 Prozent Bio!“ heißt das Motto über dem Landwege-Artikel – wie schön, wenn alles so natürlich und vielleicht auch mal krumm wächst. Was wegen Unförmigkeit unverkäuflich ist, kommt in die Gemüsesuppe.

Ganzheitlich wäre es, die gewachsene Sprache und das gewachsene Gemüse zu achten.

Und die Sprache, wo kommt die hin? Sie wurde schon in den 1930er Jahren passend zurechtgebogen, heute muß alles geschlechterneutral klingen. Dazu müssen etwa „die Bedürfnisse der Erzeuger – der Bäuerinnen und Bauern – mit denen der Kundinnen und Kunden“ in Einklang gebracht werden. Demeter will offenbar keine einzige frühpensionierte Grünen-Wählerin vergraulen. Aber damit nicht genug, sogar „Kund*innen“ sind im demeter-Journal zu finden. Es bleibt einem auch nichts erspart. Getragen wird die Genossenschaft, wie sollte es anders sein, von „Genoss*innen“. Aber die Schweine bleiben die Schweine, die Kühe die Kühe und die Hühner die Hühner. Ist das nicht inkonsequent? Eine ganzheitliche Einstellung wäre es, die gewachsene Sprache und das gewachsene Gemüse zu achten. Also, schlachtet diese heilige Kuh, nicht die in Indien, von der der nächste Artikel handelt, sondern die der Sprachpanscher.