© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/18 / 17. August 2018

Frisch gepresst

Nach Versailles. Das in Oberschlesien die Ostgrenze bildende Flüßchen Weichsel floß – mittlerweile zum Strom entwickelt – von Thorn bis zu ihrer Mündung in die Danziger Bucht durch das deutsche Reichgebiet; ebenso die Warthe – von Peisern bis zur Mündung in die Oder bei Küstrin. Mit dem Vertrag von Versailles 1919 hatte das ein Ende, nachdem die polnischen Einflüsterungen der Nationalchauvinisten Roman Dmowski und Ignacy Paderewski bei den Siegermächten erhört wurden. Für Angehörige der Landsmannschaft Weichsel-Warthe, die großteils in der früheren Provinz Posen lebten, begann danach eine Zeit der Drangsalierung und Enteignungen durch die neuen Warschauer Herren. Zusammen mit den Westpreußen aus dem „Korridor“ wurden bereits nach dem Ersten Krieg etwa anderthalb Millionen von ihnen aus ihrer Heimat vertrieben. Diese Annexion und die Minderheitenfrage sollten das deutsch-polnische Verhältnis in den zwanziger und dreißiger Jahren schwer belasten und sogar in den Zweiten Weltkrieg münden. So ist es folgerichtig, daß die Auswirkungen des Schicksalsjahres im Jahrbuch 2018 dieses kleinen Vertriebenenverbandes, dessen personelle Auszehrung durch das Wegsterben der Erlebnisgeneration spürbar ist, im besonderen Fokus stehen. Neben der landsmannschaftlichen Varia hätte sich der Leser vielleicht sogar noch genauere und analytische Berichte über den Posener Aufstand, die polnische Verhandlungsführung in Versailles oder den Abwehrkampf im Grenzgebiet gewünscht. (bä)

Landsmannschaft Weichsel-Warthe: Weichsel-Warthe 2018. Das Ende des 1. Weltkriegs und die „polnische Frage“. Wiesbaden 2018, broschiert, 176 Seiten, Abbildungen, 10,50 Euro





Europa 2077. Die demographische Entwicklung und die weitere  Masseneinwanderung aus muslimischen und afrikanischen Staaten werden Europa massiv verändern. Martin Dobry schaut in seiner vielleicht gar nicht so verwegenen Projektion auf das Bild des Kontinents in zwei Generationen. Darin kommt es zu großen Segregationen, die auch vor staatlichen Einheiten – selbst der deutschen – nicht haltmachen werden. Es werden neue Kalifate herrschen, sunnitisch-schiitische Konflikte werden ausbrechen und Gesellschaften kollabieren. „Der wirklich große Verlierer wird zweifelsohne der Liberalismus sein“, ist sich Dobry in seiner Dystopie sicher. (ob)

Martin Dobry: 2077. Europa nach der zweiten Völkerwanderung. Verlag Blackbox, Röthenbach 2018, gebunden, 55 Seiten, 11,95 Euro