© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/18 / 17. August 2018

Grüße aus Wien
Attacke am Praterstern
Michael Link

Vieles könnte er erzählen, was sich in 132 Jahren alles um ihn herum vor dem Tore des Wiener Erholungsgebiets Prater und des Vergnügungsparks Wurstelprater zugetragen hat: Admiral Wilhelm von Tegetthoff, dessen Denkmal 1886 – zwanzig Jahre nach dem ruhmreichen Sieg gegen die italienische Flotte in der Seeschlacht von Lissa – in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. am Praterstern enthüllt wurde.

Viel könnte er berichten, was Stoff für gute Dramen bietet, vom Volksfest bis zu Bombenangriffen, vom ersten Kuß so manchen Paares bis zur wüsten Schlägerei. In den vergangenen Jahren dann wohl eher letzteres. Traurige Höhepunkte des „Hotspots Praterstern“ in Wien-Leopoldstadt waren zwei Messerattacken auf Passanten und die Vergewaltigung einer 21jährigen Austauschstudentin durch drei afghanische Asylbewerber.

Die Zahl der alkoholbedingten Anzeigen, Delikte und Angriffe soll zurückgegangen sein.

Nun machte mein Freund Max die Bekanntschaft mit der Faust eines Jugendlichen aus Pakistan, weil sich dieser durch Max’ Blick angeblich provoziert fühlte. Mehrere Zeugen und Kameras in unmittelbarer Umgebung waren für den Burschen kein Hemmnis, wohl eher die Anwesenheit einiger ihn flankierender Kumpels ein Ansporn, Max nicht nur die Brille vom Gesicht zu befördern. Die Polizei war rasch zur Stelle, schließlich ist so etwas längst ein Routineeinsatz für die hier stationierten Beamten.

Ob der verhältnismäßig glimpfliche Ausgang des Angriffs eines Nachwuchs-Rabiators dem seit drei Monaten geltenden Alkoholverbot an dem wichtigen, mit 250.000 Menschen stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt zu „verdanken“ ist, sei dahingestellt.

Die Zahl der alkoholbedingten Anzeigen, Delikte und Angriffe auf die Beamten soll jedenfalls  einem Polizeisprecher zufolge zurückgegangen sein. Die befürchteten Verdrängungseffekte auf andere nahe Plätze seien nur marginal. Beeindruckend liest sich die erste Bilanz nach dem Inkrafttreten des Verbots: Habe die Polizei allein im ersten Monat des Alkoholverbots noch täglich 411 Personen verwarnt und 520 Getränke beschlagnahmt, hätten die Beamten jetzt mehr Zeit für andere Einsätze und Streifendienste. 

Zuvor hatten noch Alkoholleichen und Obdachlose auch tagsüber das Straßenbild des Wiener Pratersterns geprägt. An ihnen führte der Weg für unzählige Familien, Schulklassen und Touristen vorbei, ehe sich diese am Wurstelprater mit seinem Riesenrad erfreuen konnten.