© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/18 / 17. August 2018

Darauf ein kühles Blondes!
Die grünen Panikmacher: Waldsterben und Ozonloch kamen und gingen – nun also eine neue „Heißzeit“
Michael Paulwitz

Kaum zu glauben, daß es mal Zeiten gab, in denen man sich in Deutschland einfach über einen schönen, heißen Sommer freuen konnte. Eiscreme, hitzefrei, Baggersee und Biergarten.

Aber so einfach ist das alles nicht mehr. Vertrocknete Wiesen und schlechte Ernten, Algenblüten in aufgeheizten Seen, in denen Fischen der Sauerstoff ausgeht, Flüsse, die zu Rinnsalen schrumpfen, platzende Straßenbeläge, hechelnde Haustiere und unter der Hitze leidende alte Menschen – auf einmal sind das nicht mehr die mehr oder weniger unvermeidlichen Begleiterscheinungen des Wetters, das nun mal so ist, wie es ist, sondern dräuende „Vorboten“ des angeblich wiederum bereits in vollem Gange befindlichen „Klimawandels“.

Zu verdanken haben wir diesen daueraufgeregten Alarmismus nicht nur der Sensationsgier der Medien, die auch sonst gern aus jedem Regenguß eine Sintflut, aus jedem Starkwind eine Katastrophe, aus jeder Schneeflocke ein „Winterchaos“ machen. Die Klimahysterie wird gezielt geschürt – von professionellen Panikmachern, die mit eingeredeten Ängsten ihr ganz eigenes Süppchen kochen.

Ganz oben in der Nahrungskette der Angstprofiteure stehen die Grünen. Die Hitze sei „kein Zufall“ und komme auch nicht „vom Himmel“ – was beim Wetter ja eine plausible Annahme wäre –, sondern sei der sicht- und spürbare Beweis für die „Klimakrise“, und die Verantwortung trügen die „Leugner“ und alle, die „nichts tun“, dekretierte die Grünen-Fraktionschefin und abgebrochene Theologiestudentin Katrin Göring-Eckardt vom Katheder des Bußpredigers herab.

Wo solches Geschütz aufgefahren wird, ist auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung als treuer Stichwortgeber der herrschenden Klimaschutzklasse nicht weit. Damit der öffentlich-rechtlichen „Klimaschutz“-Propaganda im Sommerloch auch ja nicht der Stoff ausgehe, hatte das Institut auch gleich eine neue Studie zusammenspekuliert, sofort verbreitet von „Tagesschau“ und dem unhinterfragt abschreibenden Medien-Hauptstrom: Die „menschengemachte Erderwärmung“ treibe das Klimasystem auf einen „Kipp-Punkt“ zu, eine neue „Heißzeit“ stehe bevor.

Daraus lassen sich dann trefflich Forderungen ableiten. Grünen-Chefin Annalena Baerbock wünscht sich ein Sonderprogramm mit sage und schreibe zwei Milliarden Euro für allerlei staatsdirigistische Ausgaben in Stadt und Land. Daß die Agrarverbände ihre Forderung nach einem Milliardenausgleich für Ernteverluste ebenfalls mit dem „Klimawandel“ begründen, gehört zum kleinen Einmaleins des Lobby-Handwerks.

Göring-Eckardt läßt dazu die grüne Lieblingskatze aus dem Sack: Jetzt müsse man auch über „weitere Fluchtgründe“ nachdenken, nämlich „für die Menschen, deren Lebensgrundlagen durch die Klimakrise komplett zerstört wurden“. Die müßten, legten die Grüne Jugend und ihre Anführerin Ricarda Lang noch eins drauf, sofort und automatisch Anspruch auf Asyl in Europa haben.

Mit Wissenschaft hat das alles wenig zu tun, viel dagegen mit Aberglauben. Das Rezept ist altbekannt, Scharlatane praktizieren derlei erpresserischen Ablaßhandel seit je mit Erfolg: Leichtgläubigen Menschen ordentlich Angst machen und ein schlechtes Gewissen einreden, um ihnen dann gleichzeitig einen Freikauf anzubieten. Sobald der Taler im grünen Kasten klingt, die Seele aus dem Klimafeuer springt; und sobald der „Klimaflüchtling“ im westlichen Sozialsystem landet, hat der böse weiße Mann wenigstens einen Teil seiner ansonsten untilgbaren Schuld als ewiger Kolonialist und Ausbeuter wiedergutgemacht.

Ohne pseudoreligiöses Brimborium kann man solchen Unfug kaum an den Mann bringen. Längere Perioden von Hitze und Trockenheit sind in unseren Breiten nichts Neues. „Jahrhundertsommer“ kommen alle Jahrzehnte vor. Die zurückliegenden Jahre gaben mit unauffälligen Wintern und Durchschnittstemperaturen kaum Anlaß zur Hysterie, um so begieriger stürzen die Panikmacher sich auf diesen mal wieder richtig heißen Sommer, auch wenn die Temperaturabweichungen sich immer noch im langjährigen Durchschnitt bewegen.

Und was das Klima angeht, das Öko-Savonarolas wie Göring-Eckardt regelmäßig mit dem Wetter verwechseln: Es wandelt sich ständig, ohne daß der Mensch es groß beeinflussen kann. Sonnenaktivität, Vulkanismus und Meeresströme haben daran jedenfalls weitaus größeren Anteil als das in der Atmosphäre in verschwindend geringen Anteilen vorhandene Kohlendioxid. Steigt dessen Anteil, ist das eher Folge als Ursache einer Periode wärmeren Klimas, in der bekanntlich die organische Aktivität ansteigt.

Ob wir derzeit in eine solche eintreten, läßt sich angesichts stagnierender Durchschnittstemperaturen nicht mit Gewißheit sagen; sicher ist aber, daß Wärmeperioden für Europa in der Regel Zeiten von Wohlstand und Blüte waren: Weißwein aus England oder Schweden war kein Horrorszenario, sondern ein Segen.

Was haben uns die Panik-Prediger und ihre Söldner in Wissenschaft und Medien in den vergangenen Jahrzehnten nicht schon alles unterzujubeln versucht: Mal sollte der Kölner Dom als Folge des „menschengemachten Klimawandels“ im Meer versinken, mal die ganze Nordhalbkugel unter einer Eisdecke. „Waldsterben“ und „Ozonloch“ kamen und gingen. Nun also eine neue „Heißzeit“.

Man könnte als aufgeklärter Mensch die Allmachtsphantasien der grünen Apokalyptiker einfach ignorieren, wären sie nicht der Vorwand, um die Öko-Diktatur voranzutreiben und Unsummen zu verbrennen. Genießen wir trotzdem die letzten heißen Tage. Novemberregen und Winterkälte kommen so sicher, wie die Klima-Hysteriker sie uns wieder anklagend und fordernd als Beweise für die nächste Sintflut oder Eiszeit vorhalten werden.