© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/18 / 10. August 2018

Frisch gepresst

Stefan George. 1987 mit einer literatursoziologisch orientierten Studie über spätmittelalterliche Versromane promoviert, hat sich der in Aachen lehrende Germanist Jürgen Egyptien seit etwa zwanzig Jahren immer stärker dem Werk Stefan Georges zugewandt. Er war daher der berufene Autor, zu dessen 150. Geburtstag eine neue Biographie des „Dichters und Propheten“ vorzulegen. Da Egyptiens jüngere Arbeiten zum Thema George nicht zu Unrecht der Kritik ausgesetzt waren, weil sie sich nicht aus dem geistigen Bannkreis des Meisters gelöst und sogar „Apologie“ betrieben hätten, sind von seiner Biographie revolutionäre Umwertungen des Werkes eher nicht zu erwarten. Trotzdem liegt eine auf der Höhe der Forschung wandelnde, germanistische Philologie mit Literatur- und Kulturgeschichte des zweiten Deutschen Reiches kombinierende solide Monographie über den bis heute gerade wegen seiner ideologischen Ausstrahlung „umstrittenen“ Lyriker vor. Leider bleiben zentrale Gestalten des „Kreises“, Übersetzer seiner dichterischen Botschaft ins Politische wie Friedrich Wolters und Ernst Kantorowicz, allzu blaß. (dg)

Jürgen Egyptien: Stefan George. Dichter und Prophet. Theiss Verlag, Darmstadt 2018, gebunden, 400 Seiten, Abbildungen, 29,95 Euro





Begriff des Politischen. Auf dem Weg zum Klassiker hat Carl Schmitt eine weitere Hürde genommen. Im Oxford Handbook steht er nun in einer Reihe mit Thukydides, Platon, Aristoteles, Hobbes, Hegel und Nietzsche als einer der wenigen, denen exklusiv ein ganzer Band gewidmet ist. Auf diesem Weg der Rezeption, fort von den Schmitts Rolle während der NS-Zeit geschuldeten Polarisierungen, legt Marco Walter eine synoptische Edition seines wirkungsmächtigsten Textes von 1927 vor: „Der Begriff des Politischen“. Wie Walters Edition nun auf einen Blick zeigt, haben die 1931 und 1933 als Broschüre publizierten, jeweils der Zeit Reverenz erweisenden Fassungen nichts verändert an der Substanz des Werkes mit der berühmten Definition des Politischen als Freund-Feind-Beziehung. Der damit endgültig „entnazifizierte“ klassische Text stünde damit auch jenen bundesdeutschen Sozialwissenschaftlern und Politikern zur Verfügung, die bisher Politik primär mit Caritas, herrschaftsfreiem Gespräch, Souveränitätsverzicht oder Global Governance verwechseln. (wm)

Marco Walter (Hrsg.): Carl Schmitt.  Der Begriff des Politischen. Synoptische Darstellung der Texte. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2018, broschiert, 332 Seiten, 69,90 Euro