© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/18 / 20. Juli 2018

Haltungsnote
In die Flucht geschlagen
Gil Barkei

Erst der „Enkel-Trick“, dann der „Polizei-Trick“ und nun der „Zettel-Trick“: Unter dem Vorwand, einem Nachbarn oder Verwandten eine wichtige Nachricht hinterlassen zu müssen oder Unterschriften für ein Projekt zu sammeln, verschaffen sich Betrüger Zugang zu Wohnungen von Senioren und lenken diese dort ab, während sie Geld und Schmuck klauen. Was muß in einem Menschen nur vor- oder besser schiefgehen, daß er mit hinterhältigen Maschen älteren Personen, die meist ihr Leben lang gearbeitet haben, ihre Ersparnisse für den wohlverdienten Lebensabend stehlt? Wer gönnt solchen Tätern nicht mal eine gehörige Abreibung? Das übernahm nun eine 103jährige Berlinerin. Als vergangene Woche zwei Frauen an ihrer Tür im Bezirk Wedding klingelten und sie darum baten, in der Küche einen Zettel zu beschreiben, wurde die Dame mißtrauisch und weigerte sich. Als das dreiste Duo daraufhin aufdringlich wurde, griff die Rentnerin entschlossen zum Gehstock und schlug die Frauen im wahrsten Sinne des Wortes quer durch die Wohnung ohne Beute in die Flucht. Auch ein nach Angaben der Berliner Polizei im Treppenhaus wartender Komplize nahm angesichts des nicht erwarteten Furors Teutonicus die Beine in die Hand.