© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/18 / 20. Juli 2018

Deutschland nur mehr als geographischer Begiff
Paul Brandt über die vom Schuldkult diktierte Abschaffung des Volkes mittels Selbstverleugnung und Masseneinwanderung
Rolf Stolz

Schon auf dem Umschlag seines Buches „Das verschwindende Volk“ läßt Paul Brandt wie in der umstrittenen Reichstagsinstallation des New Yorker Künstlers Hans Haacke von 1999 aus „Dem deutschen Volke“ das ominöse „Der Bevölkerung“ hervorgehen. Der Autor konstatiert, daß der Untergang nur dann „im letzten Moment noch“ abgewendet werden könnte, „wenn ein Sinneswandel einträte“. Im umfangreichen ersten Teil des Buches weist er nach, wie jahrhundertelang fremde Mächte Deutschland in Kriegen als politische Manövriermasse mißbrauchten. Detailgenau kritisiert er jene Extremisten einer Westintegration, welche immer noch die zynischen Machtpolitiker wie Franklin D. Rooseveld oder Winston Churchill bejubeln, der 1934 dem nach London geflohenen ehemaligen Reichskanzler Heinrich Brüning offen erklärte: „Deutschland muß wieder besiegt werden und diesmal endgültig.“ Der polnische Zwischenkriegs-Chauvinismus wird von Brandt ebenso hellsichtig beurteilt wie die komplexe Situation auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg. Sehr klar benennt der Autor Kriegsverbrechen auf beiden Seiten der Fronten und das „unfaßbar monströse Verbrechen“ des Holocaust.   

Im zweiten Teil seines Buches beschreibt Brandt die Ideologeme des Deutschenhasses. Zu Recht sieht er in der Beseitigung der NS-Herrschaft nicht automatisch eine Befreiung des deutschen Volkes. Der massenhafte Terror gegen wehrlose Zivilisten – zuallererst im Osten, aber nicht nur dort – spricht ebenso für sich wie die ruchlose „Direktive JCS 1067“ Eisenhowers: Alle Deutschen wurden in ihr als Feind, als rechtloses und umzuerziehendes Volk gebrandmarkt. Verdienstvoll ist, wie Brandt Selbsthaß, Schuldkult, das unselige Links-Rechts-Schema und die Zerstörung der nationalen Identität analysiert. Zudem prangert er die allzu konsumorientierte Amerikanisierung der Gesellschaft an. 

Staatsziel sollte Assimilation der Assimilierbaren sein

Zu Recht sieht er den herrschenden Block mit der unglückseligen Kanzlerin Angela Merkel als Teil der Volksabschaffer und die „Refugees welcome“-Apologeten als Erfüllungsgehilfen „in einer unheiligen Allianz mit den Lobbyorganisationen der deutschen Wirtschaft“. Dagegen setzt er – an die geschichtlichen Leistungen der assimilierten Juden erinnernd – die Assimilation der Assimilierbaren als Staatsziel. Es geht ihm darum, neue Deutsche zu gewinnen, die sich als „Kinder der Aufklärung“ verstehen sollen, was per se die orthodoxen und politisierten Muslime ausschließt. 

Im Schlußteil formuliert Brandt Handlungsvorschläge, wobei allerdings neben dem berechtigten Plädoyer für einen Zuwanderungsstopp und eine aktive Bevölkerungspolitik das fragwürdige Ziel auftaucht, in Europa in einem „zweiten Versuch“ unter anfänglicher Beibehaltung der Nationalstaaten einen „Bundesstaat mit einer handlungsfähigen Zentralregierung“ zu schaffen. 

Paul Brandt: Das verschwindende Volk. Lindenbaum Verlag, Schnellbach 2017, broschiert, 368 Seiten, 19,80 Euro