© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/18 / 20. Juli 2018

Blick in die Medien
Neutralität? Nein danke!
Tobias Dahlbrügge

Das politische Fernsehmagazin „Monitor“ des WDR ist seit den siebziger Jahren notorisch für seine „Rotlichtbestrahlung“ der Zuschauer. Der Tradition ist das Format treu geblieben. Momentan vergießt die Redaktion viele Tränen über die angeblich unmenschliche „Flüchtlingspolitik“ in Europa. Zuletzt beklagte das mit unzähligen Medienpreisen überhäufte Magazin unter dem Titel „Keine Seenotrettung im Mittelmeer“ das Zurückweisen von Schleuserkähnen und erblickte darin „das Ende der Humanität“.

Die libysche Küstenwache wurde in dem Beitrag kurzerhand als „Miliz“ diffamiert, ertrunkene „Flüchtlinge“ wurden der angeblich inhumanen EU-Politik angekreidet, schlepperähnliche Gruppen als „Hilfsorganisationen“ heroisiert.

Journalisten sollten endlich damit „aufhören, nur abbilden zu wollen, ‘was ist’“.

Auch mit dem Zahlenwerk wurde kreativ gezaubert: Anhand einer Grafik stellte Moderator Georg Restle dar, daß die Migrantenzahlen bereits eklatant erodiert und quasi völlig marginal seien. Dabei verglich das Diagramm die bisherigen Ganzjahresquoten mit den ersten fünf Monaten 2018. Daß mehr Migranten kommen als abgeschoben werden und die meisten Abgelehnten bleiben, blieb unerwähnt.

Bevor sich nun kritische Medienkonsumenten verleitet sehen, „Lügenpresse“ zu rufen – nur die Ruhe: Das muß so! Denn in der aktuellen Ausgabe des WDR-eigenen Magazins Print erklärt Restle, daß es sich dabei lediglich um „werteorientierten Journalismus“ handele. Journalisten sollten sich endlich von ihrem „Neutralitätswahn“ verabschieden und „aufhören, nur abbilden zu wollen, ‘was ist’“. Nun ist der WDR erstens über den Verdacht eines „Neutralitätswahns“ seit jeher erhaben. Und zweitens wäre gegen ein Zurschaustellen der eigenen politischen Präferenz gar nichts zu sagen – wenn sie nicht als „Nachricht“ etikettiert wäre und wenn die Zuschauer frei entscheiden könnten, ob sie dafür bezahlen wollen oder nicht.