© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/18 / 13. Juli 2018

Die italienische Gegenwehr brach rasch zusammen
Mit der Eroberung Siziliens versetzten die Alliierten der Achse Berlin-Rom den Todesstoß / Italien wechselte die Seite und die Mafia erlebte ihre Renaissance
Thomas Schäfer

Angesichts des abzusehenden Endes der Kämpfe in Nordafrika standen die Westalliierten Anfang 1943 vor der Frage nach dem weiteren Vorgehen im Mittelmeerraum. Die diesbezügliche Entscheidung fiel am 18. Januar 1943 während der Casablanca-Konferenz (JF 3/18). Um größere deutsche Kräfte im Süden Europas zu binden und zugleich zu erreichen, daß Italien aus der Achse Berlin-Rom-Tokio ausschert, sollte die Insel Sizilien besetzt werden. 

Die Planungen für die „Operation Husky“ begannen sofort im Anschluß an das Treffen in Marokko, zogen sich dann aber wegen diverser Streitigkeiten zwischen dem britischen Oberkommandierenden General Bernard Montgomery und US-Militärs bis Anfang Mai 1943 hin. Dann herrschte Einigkeit bezüglich des konkreten Vorgehens: Unter dem Oberbefehl des Vier-Sterne-Generals Dwight D. Eisenhower sollte die von dem britischen General Harold Alexander geführte 15th Army Group im Südosten Siziliens landen. Dabei oblag es der 7. US-Armee unter Lieutenant General George Patton, an der sizilianischen Südküste die linke Flanke von Montgomerys 8. britischer Armee zu sichern, deren Ziele Syrakus und Catania im Südosten waren.

Hierzu boten die Alliierten in der ersten Welle neun Infanterie-, eine Panzer- und zwei Fallschirmjäger-Divisionen sowie weitere Kampfverbände mit insgesamt 181.000 Mann, 1.800 Geschützen, 600 Panzern und 14.000 weiteren Fahrzeugen auf. Denen stand auf italienischer Seite die 6. Armee unter Generale Alfredo Guzzoni mit neun Küsten- und Infanterie-Divisionen gegenüber. Dazu kamen die 15. und 29. Panzergrenadier-Division der Wehrmacht, die Panzer-Division „Hermann Göring“ sowie die 1. deutsche Fallschirmjäger-Division – alles in allem 28.000 deutsche und 175.000 italienische Soldaten, wobei die letzteren vielfach ohne jede Kampferfahrung waren. Zur Absicherung des Landungsunternehmens setzten die Alliierten zudem starke Marinestreitkräfte unter dem britischen Admiral Andrew Cunningham ein. Diese umfaßten insgesamt 280 Kriegsschiffe, 320 Transporter sowie 900 große und 1.225 kleine Landungsfahrzeuge. Die Absicherung aus der Luft übernahm eine Flotte aus 3.680 Flugzeugen, welche von Air Chief Marshal Arthur Tedder von der Royal Air Force befehligt wurde. Das alles machte „Husky“ zu einer der größten amphibischen Operationen während des gesamten Zweiten Weltkriegs.

Das Unternehmen begann am 10. Juli 1943 um 2.45 Uhr mit dem Absetzen von 3.400 Fallschirmjägern der 82nd Airborne Division der US-Army und verlief auch relativ problemlos, weil die italienischen Soldaten bald jede Gegenwehr einstellten. So kapitulierten die Verteidiger von Syrakus und Augusta schon am 12. Juli. Und zehn Tage später standen Pattons Panzer dann auch bereits in Palermo an der Nordküste Siziliens, womit sich der gesamte Westen der Insel unter alliierter Kontrolle befand. Daraufhin entzog der Große Faschistische Rat Mussolini den Oberbefehl über die italienischen Streitkräfte. Dem folgte am 25. Juli die Verhaftung des „Duce“. Dessen Nachfolger Marschall Pietro Badoglio schloß dann umgehend einen Waffenstillstand mit den Angreifern, wodurch am 8. September der „Fall Achse“ eintrat und die Wehrmacht mit der Entwaffnung der italienischen Truppen begann.

Sizilien war zu diesem Zeitpunkt bereits verloren. Trotz anhaltender deutscher Gegenwehr hatten die Alliierten am 5. August Catania und am 17. August Messina erobert. Zeitgleich hierzu beendete die Wehrmacht die Räumung Siziliens. Im Rahmen des „Unternehmens Lehrgang“ waren über 101.000 Soldaten der Achsenmächte auf das kalabrische Festland gebracht worden. Trotzdem fielen im Kampf um die Insel 4.678 deutsche und 4.325 italienische Soldaten, wobei einige davon auch Massakern von US-Truppen an deutschen und italienischen Kriegsgefangenen wie dem von Biscari am 14. Juli 1943 zum Opfer fielen. Die Invasionsstreitkräfte ihrerseits büßten 5.532 Mann ein.

In Zuge der Besetzung der Insel installierten die Alliierten eine neue, nichtfaschistische Zivilverwaltung. Dadurch wurden auch viele Mafiosi, die unter Mussolini im Gefängnis gesessen hatten, in wichtige öffentliche Ämter befördert – sehr zum Schaden der sizilianischen Gesellschaft der nächsten Jahrzehnte.