© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/18 / 13. Juli 2018

„Keiner traut sich mehr da hin“
Kriminalität: Eine Gruppe aggressiver Zuwanderer schüchtert feiernde Schüler ein
Lukas Steinwandter

Bücher, Büffeln, Aufregung: Die Prüfungsphase zehrt hart an der Substanz. Diesen Streß wollte die Klasse 10m der Mittelschule im bayerischen Pfaffenhausen vor kurzem mit einer kleinen Feier endgültig hinter sich lassen und auf den Abschluß der Schule anstoßen. Alle 23 Jugendliche trafen sich deshalb nach ihrer letzten Prüfung am frühen Abend am idyllischen Kaiserweiher im benachbarten 1.400 Seelen großen Ort Salgen. Zusammen mit ihren Eltern brachten sie Getränke, Bierbänke und Essen an den See. Das war am 20. Juni. Dennoch wird auch drei Wochen danach noch heftig darüber diskutiert. Einige Mädchen wollen seither abends nicht mehr aus dem Haus.

„Wir leben hier in der Pampa, der Kaiserweiher ist seit je der Treffpunkt für Jugendliche. Jetzt traut sich aber keiner mehr dort hin“, faßt die Mutter einer betroffenen Schülerin den Unmut der Eltern gegenüber der JUNGEN FREIHEIT zusammen. „Das wollen wir nicht hinnehmen.“ Was war passiert? 

Während die Schüler an diesem sonnig-warmen Abend entspannt an ihren Flaschen und Gläsern nippen, stößt ein junger Mann hinzu, der offensichtlich nicht aus Deutschland stammt. Er setzt sich etwas abseits hin, ruft mit dem Telefon seine Freunde. Kurze Zeit später kommen drei weitere Fremde an den Kaiserweiher. Sie klauen Bier und nehmen eine Bank in Beschlag. Immer wieder machen sie anstößige Bemerkungen über die Schülerinnen. Die Klasse fordert die vier jungen Männer mehrfach auf zu gehen. Doch sie bleiben – und werden immer aggressiver. Gegen Mitternacht eskaliert die Situation. Einige Jungs bauen sich vor den vier ungebetenen Gästen auf und bitten sie in rauhem Ton, endlich abzuhauen. Doch die vier Männer stellen eine Bedingung: Wir verschwinden erst, wenn wir die Telefonnummern aller Mädchen erhalten haben. Die Schülerinnen weisen dies zurück. Einer der Männer zückt ein Messer. Es kommt zu einer Schlägerei.

Die Angreifer stoßen ein Mädchen zu Boden. Beim Versuch wieder aufzustehen verliert es das Bewußtsein. Drei Schüler und einer der Männer werden verletzt. Als die Polizei mit mehreren Streifen anrückt, sind zwei von ihnen längst verschwunden. Das Mädchen muß ins Krankenhaus eingeliefert werden und die Nacht über dort bleiben.

Die körperlichen Schmerzen sind vergangen, die seelischen nicht, erzählt die Mutter von fünf Kindern. Ihre Tochter treffe sich jetzt mit ihren Freundinnen nur noch im Garten. Alleine auswärts oder gar zum Weiher gehen, wolle die Mädchenclique nicht mehr. Zu tief sitze die Angst vor Übergriffen. „Dabei gingen die Mädchen früher fast jedes Wochenende fort.“ Andere Eltern berichten in einer eigens dafür gegründeten WhatsApp-Gruppe, ihre Mädchen wären nur noch zu Hause herumgesessen, weswegen sie bereits zum Arzt gegangen seien. 

Sicherheitsgefühl hat       sich stark verändert

Es sind aber nicht nur die Geschehnisse an dem Abend am Weiher, die die Eltern in Rage bringen oder resignieren lassen. Weder im öffentlichen Polizeibericht noch in den Artikeln der Lokalzeitung stand, daß es sich bei den Angreifern um Ausländer handelte, die zum Teil bereits vorher im Dorf wegen ihrer Aggressivität aufgefallen waren. Die Polizei Kempten bestätigt auf JF-Nachfrage, mittlerweile seien alle vier Angreifer bekannt. Es handele sich dabei um zwei Syrer und zwei Kosovaren, drei von ihnen seien volljährig. Gegen sie werde wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Einer von ihnen sei bereits polizeilich aufgefallen. „Unter einigen Schülern und Eltern lautet das Motto mittlerweile leider: Es bringt nichts, sich aufzuregen. Die Asylanten kriegen eh immer recht“, erzählt die Mutter. Zudem schüchtere einer der Kosovaren die Eltern ein. „Sie haben Angst, daß er ihren Kindern etwas antut.“

Auseinandersetzungen zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen und jungen Männern, in Großstädten längst trauriger Alltag, sind in der Allgäuer Provinz noch keine Gewohnheit. In den Zeitungen liest man eher von Prügeleinen in Asylunterkünften. Die Probleme mit gewalttätigen oder aufdringlichen Einwanderern beschäftigen trotzdem einheimische Eltern wie Kinder gleichermaßen. Eine dreifache Mutter aus Immenstadt, zwanzig Minuten Autofahrt südlich von Kempten, schildert der JF: „Auch bei uns gibt es Asylbewerber, die Mädchen belästigen, an Po oder Brüste fassen. Aber es ist nicht Alltag.“ Das Sicherheitsgefühl der Jugendlichen habe sich dennoch stark verändert. „Die Mädchen gehen nicht mehr allein weg. Und die Jungs gehen ins Fitneßstudio und trainieren wie verrückt, damit sie ihre Freundinnen beschützen können.“ Ihr tägliches Leben beeinträchtige das nicht, doch in den Augen einer Mutter sei das „beängstigend“.

Aus dem Allgäu stammt auch der Bundestagsabgeordnete Peter Felser (AfD). „In meiner Heimat sind solche Vorfälle wie in Salgen Gott sei Dank noch die Ausnahme. Dennoch darf man diese Entwicklung, die sich andeutet, nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ Auch ihm berichteten Jugendliche, daß sie nur mehr im Schutz der Gruppe und Mädchen nur mit ausreichend männlicher Begleitung weggingen. „Nur so werden Übergriffe von vornherein verhindert. Diese Entwicklung muß gestoppt werden!“ fordert der Fraktionsvize.

„Noch vor drei Jahren hätte sich kein Mädchen Gedanken darüber gemacht, ob es alleine mit dem Zug nach Kempten fahren oder alleine an den Baggersee zum Schwimmen gehen kann.“ Sätze wie diesen sagen auch die Mütter. „Abends spontan mit dem Zug in die Stadt fahren ist nicht mehr. Das gab es vor fünf Jahren noch nicht.“