© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/18 / 06. Juli 2018

Frühgeschichte der CSU und „Abendländische Bewegung“
Bollwerk Bayern
(dg)

Der pluralistische, liberale Konsens der westlichen Gesellschaften gerät für den Münchner Zeithistoriker Konstantin Götschel „angesichts des Simplifizierungsversprechens populistischer Parteien und Bewegungen mitunter in erhebliche Bedrängnis“. Dabei werde derzeit offenbar eine bis in die Romantik zurückreichende spezifisch deutsche Tradition wiederbelebt. Gewandelt hätten sich nur Formen der Bedrohung, denen solche modernekritischen Positionen antworten. Während heute die „Abendland“-Ideologie gegen die Islamisierung Europas mobil mache, stand sie zwischen 1945 und 1955, wo sie bislang letztmalig hohe Resonanz erzeugte, einerseits für die Verteidigung Westeuropas gegen den „asiatischen“ Sowjet-Kommunismus, andererseits für den Widerstand gegen den traditionsfeindlichen Kapitalismus, der durch eine christlich geprägte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung abgelöst werden sollte (Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 4/2017). Da die Bewegung mit der Zeitschrift Neues Abendland, mit ihrem potenten Förderer Erich Fürst von Waldburg-Zeil, mit einer Akademie und der in die praktische Politik drängenden „Aktion Abendland“ ihren Schwerpunkt in Bayern hatte, das zum „christlichen Bollwerk“ aufrüsten wollte, konnte sie einige Jahre lang beträchtlichen Einfluß auf die Programmatik und die Rhetorik der CSU nehmen. 


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