© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/18 / 06. Juli 2018

Mit der Bundeskanzlerin als Taufpatin
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz: Miriam Meckel startet neues crossmediales Projekt „Ada“
Christian Schreiber

Der Medienmarkt ist in Bewegung und in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung ploppen in regelmäßigen Abständen neue Formate auf. So ist es wenig überraschend, daß die Herausgeberin Miriam Meckel unter dem Dach der Wirtschaftswoche das neue journalistische Projekt „Ada“ startet. Es ist nach Ada Lovelace benannt, die als erste Programmiererin der Menschheitsgeschichte gilt. Mit Live-Formaten, einem Digital- und Print-Magazin, Podcasts, Newslettern und Videos will Ada Menschen und Unternehmen auf das Leben und das Arbeiten von morgen vorbereiten. Zwar erscheint die Wahl des Namens auf den ersten Blick naheliegend, allerdings hat sich Meckel noch vor dem Startschuß mächtig Ärger eingehandelt. Denn es gibt bereits ein Medienprodukt, das unter dem Namen erscheint. Das linkradikale Ada Magazin wird von einem gemeinnützigen Verein herausgegeben und erhebt für sich selbst den Anspruch „eine neue linke Stimme“ zu sein. 

Verleger Ole Rauch ist erbost: „Von einem zukünftigen Tech-Magazin hätte ich erwartet, daß sie vorher ihren Namen googeln können“, sagte er der taz. Das Ada Magazin ist im Mai 2018 in Deutschland gestartet und arbeitet in Kooperation mit dem US-Magazin Jacobin. Ob die Namensinhaber rechtliche Schritte gegen Meckels Projekt unternehmen werden, ist noch offen. Die Wiwo-Chefin zielt ohnehin auf eine andere Zielgruppe. Zum Online-Start präsentierte Meckel anläßlich der Konferenz „Moral und Maschinen“ ein Interview ausgerechnet mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. 

„Ada wird alle, die die digitale Transformation von Leben und Wirtschaft als Chance begreifen, ein Stück auf dem Weg in die Zukunft begleiten“,  erklärt Meckel und verspricht: „Niemand weiß genau, wie die Welt in zehn Jahren aussieht. Aber wer bei Ada dabei ist, der versteht, wie er dorthin kommt.“ Es sei höchste Zeit für die Gesellschaft, Entscheidungsprozesse für moralische Beurteilungen zu verbessern, herauszufinden, was künstliche Intelligenz mit dem Menschen macht und Regeln aufzustellen, intelligente Maschinen zu managen. Dazu gehören offenbar auch so elementare Fragen, wie sich Sex mit Robotern anfühlt. Eine Druckausgabe soll es an den deutschen Kiosken ab Oktober geben. Verantwortlich hierfür wird Sven Prange zeichnen, der bisher als „Projektleiter Sonderveröffentlichungen“ bei der Wiwo und zuvor als Chefreporter beim Handelsblatt tätig war.