© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/18 / 29. Juni 2018

Die Radio-Abschaltung scheint abgewandt
Nach Streit um den UKW-Markt: Antennenbesitzer und Sendenetzbetreiber einigen sich
Gil Barkei

Die Radios verstummen nicht, der über Monate drohende UKW-Blackout (JF 17/18) bleibt aus. Durch Vermittlung von Ex-Kanzleramtsminister Friedrich Bohl einigten sich mehrere Antenneneigner und die beiden größten Sendenetzbetreiber Uplink und Divicon auf „Eckpunkte für eine vertragliche Lösung“. Diese sehen vor, daß Divicon und Uplink ab Juli die Antennen direkt anmieten und ihre jeweiligen Vertragssender schrittweise anschließen. Der frühere Antennenbesitzer, die einstige Telekom-Tochter Media Broadcast, unterstützt die Einigung nach eigenen Angaben „wirtschaftlich“. Auch eine erneute Regulierung des UKW-Marktes durch die Bundesnetzagentur ist damit vom Tisch. 

„Alle Akteure haben sich bewegt und sind aufeinander zugegangen“, lobte Bohl die Verhandlungen. Dies sei eine gute Grundlage, um nun mit konkreten Verträgen den Streit dauerhaft beizulegen. „Dann müssen die Hörer keine Abschaltungen mehr befürchten.“ Die privaten Anbieter, die mit dem drohenden Zuhörereinbruch ausbleibenden Werbeeinnahmen entgegensahen, sind erleichtert. „Das schafft Planungssicherheit“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbands Privater Medien Vaunet, Klaus Schunk. Dies ermögliche den Hörfunksendern, sich wieder auf ihr „vielfaltiges Programm“ zu konzentrieren „ohne Angst vor Unterbrechungen“.

Die mittlerweile zu Freenet gehörende Firma Media Broadcast hatte sich Ende 2017 aus dem für sie unrentablen UKW-Geschäft zurückgezogen und ihre Antennen an zahlreiche Einzelunternehmen verkauft. Diese forderten für die Nutzung durchschnittlich 32 Prozent mehr Geld. Doch Uplink und Divicon, die die Programme der Sender an die Antennen leiten, weigerten sich, die Aufschläge zu bezahlen. Eine Übergangsregelung, nach der die beiden Dienstleister provisorisch Media Broadcast mit der Übertragung beauftragt hatten, wäre am 30. Juni ausgelaufen. Experten vermuten, daß mit der nun erzielten Übereinkunft Media Broadcast sich zwar komplett zurückziehen kann, die neuen Antennenbesitzer aber wahrscheinlich nicht mehr den ursprünglich vereinbarten Kaufpreis bezahlen müssen.