© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/18 / 29. Juni 2018

Blick in die Medien
Der Sand wird knapp
Tobias Dahlbrügge

Das frühere Zentralorgan der SED, das Neue Deutschland, ist wirtschaftlich am Ende: Seit dem Mauerfall erodierte die Auflage von einstmals einer Million auf nicht mal mehr 25.000. Bitter für die rund hundert Genossen, die um ihre Arbeitsplätze zittern.Der kommissarische Chefredakteur Wolfgang Hübner sagte beim ND-Sommerfest im Juni: „Wir müssen seit 25 Jahren kämpfen.“ Laut seiner Aussage reichen die Finanzmittel noch bis Jahresende.

In der DDR hatte die „sozialistische Tageszeitung“ – wie sie sich auch heute noch nennt – nur die Beschlüsse der Partei zu verkünden. Seit sie um Leser werben muß, geht’s steil bergab. Nun sollen Urlaubs- und Weihnachtsgeld gestrichen werden, dabei arbeiten die Verlagsangestellten schon jetzt für nur 60 Prozent des Normaltarifs.

Ohne das Filetgrundstück würde der ND-Verlag keine Bankkredite mehr bekommen.

Das Tafelsilber des Verlages ist das Filet-Grundstück am Berliner Ostbahnhof. Das wollen die Anteilseigner nun offenbar verwerten. Verlagsimmobilie und Grundstück gehören zu je 12,6 Prozent der Linkspartei sowie ihrer Vermögensgesellschaft fevac und der Communio eG. Beide sind auch je zur Hälfte Verlagseigentümer.

Vor allem die Linkspartei will dem Verlag das Grundstück nach internen Gerüchten entziehen. Doch ohne die Sicherheit des Sahnestücks würde der Verlag keine Bankkredite mehr bekommen. Verunsicherte Mitarbeiter protestierten sogar auf dem Leipziger Parteitag der Linken. Nun soll die Gewerkschaft ver.di den Genossen zur Hilfe kommen und betriebsbedingte Kündigungen, Lohnkürzungen und vor allem den Verkauf des Grundstücks abwenden. Die Gewerkschaft droht bereits mit einer Klage wegen Herbeiführung der Insolvenz.

Linkspartei-Schatzmeister Thomas Nord verteidigt das Vorgehen. Der ND-Verlag habe sehr viel Geld von der Partei bekommen, dafür aber immer weniger Gegenleistung erbracht und eben keine innovativen Ideen generiert. Tja, Planwirtschaft halt.