© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/18 / 29. Juni 2018

CD-Kritik: Schumann und Brahms
Uneinsichtiges
Jens Knorr

Über das Dreiecksverhältnis zwischen Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms ist viel gerätselt, weniger viel gewußt, sehr viel geschrieben worden: Robert liebte Clara und bewunderte Johannes, Johannes liebte Clara und verehrte Robert, Clara liebte Robert und Johannes und bewunderte beide.

Zweifellos lassen sich in den Liedern aller drei Chiffren der Liebe finden, in den vertonten Texten sowieso. Doch über diesen allgemeinen Befund hinaus vermag Cornelia Lanz ein Band zwischen Roberts „Frauenliebe und -leben“ op. 42 (nach Chamisso), Claras vier Liedern aus op. 13 (nach Heine und Geibel) und Johannes‘ 13 Liedern aus unterschiedlichen Schaffensperioden nicht zu knüpfen. Zu unterschiedlich die Wirkungsstrategien und zu undifferenziert das Singen der Mezzosopranistin über dem durchaus differenzierten Spiel des Pianisten Stefan Laux, um Erwartung und Verlangen, Täuschung und Enttäuschung, Versagen und Versagung ineinander spiegeln, geschweige denn gegeneinander in Stellung bringen zu können.

Die Projektion der unsteten, brüchigen Stimme in hallendem Raum vermag die technischen Defizite der Sängerin, deren Stimme ganz aus dem Leim gegangen, kaum zu verdecken. Das Konzept bleibt Behauptung, die Ausführungen der Lieder können als Interpretationen nicht bestehen. Sie zeigen wenig Einsicht.

Cornelia Lanz „Sie liebten sich beide“ Robert & Clara Schumann, Johannes Brahms Thorofon 2018   www.bella-musica-edition.de