© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/18 / 22. Juni 2018

Die im Umbau befindliche Deutsche Bank verliert an Bonität
Probleme ohne Ende
Thomas Kirchner

Mit Christian Sewing hat die Deutsche Bank einen neuen Vorstandsvorsitzenden und einen neuen Aktionsplan. Mal wieder. Offenbar dienen Strategiewechsel nur zur Überbrückung der Zeit bis zum nächsten Chef. Rückzug aus dem US-Markt heißt das Mantra. „Global Player“ war einmal, jetzt macht man auf bieder und bodenständig. Doch leicht und schnell geht der Rückzug nicht. Ende Mai wurde bekannt, daß die amerikanische Zentralbank Fed das US-Geschäft des größten deutschen Geldhauses seit einem Jahr als „notleidend“ einstuft. Damit steht es faktisch unter Fed-Aufsicht, selbst Personalentscheidungen müssen im Vorfeld abgesegnet werden.

Die Ratingagentur S&P stufte die Bonität der Bank auf BBB+ herab, nur noch drei Stufen über „Schrott“. Begründung: hohes Risiko bei der Umsetzung der Strategie. Die Bank bleibt gut kapitalisiert mit einer soliden Bilanz, aber der Verlust der Bonität von A- hat handfeste Auswirkungen auf die Refinanzierungskosten des Instituts, wodurch Profitabilität weiter in die Ferne rutscht. Kreditversicherungen auf die Deutsche Bank kosten jetzt 1,43 Prozent über fünf Jahre, mehr als für manche italienische Bank, und weit mehr als nur 0,49 Prozent für Frankreichs nicht gerade solide BNP Paribas.

Die Kurse von Pflichtwandelanleihen (Coco-Bonds), die im Falle einer Rettung als erste Verluste erleiden würden, sind seit Anfang des Jahres um 15 Prozent gefallen, stehen aber noch weit über dem Tiefststand von 2016. Die Herabstufung dürfte auch Auswirkungen auf die hohen Derivatepositionen haben, für die jetzt mehr Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Die Risikokontrollen der Deutschen gelten schon länger als problematisch. Eine Strafe von 157 Millionen Dollar mußte die Bank in den USA schon wegen mangelhafter Aufsicht zahlen. Im März überwies die Bank versehentlich 28 Milliarden Euro – der Fehler konnte zwar behoben werden, erweckt aber natürlich Mißtrauen. Als ob das nicht genug wäre, stehen auch noch Kartellvorwürfe im Zusammenhang mit der Plazierung von Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Australischen Dollar im Jahr 2015 im Raum. Kurz: Die internen Kontrolleure schlafen immer noch.

 An Geld mangelt es jedenfalls nicht. 13,4 Prozent Kapital hält die Bank insgesamt und liegt damit weit über den Anforderungen. Das US-Geschäft steht mit 16 Prozent sogar noch besser da. Doch das schönste Kapital hilft nichts, wenn es wegen mangelnder Kontrollen irgendwann verlorengeht oder die Refinanzierungskosten explodieren.

Zum Ende des Monats muß das US-Geschäft der Deutschen Bank zum ersten Mal den amerikanischen Streßtest absolvieren. Angesichts der starken Bilanz und guten Kapitalisierung sollte es zu keinen Schwierigkeiten kommen. Vielleicht legt die Aktie dann aus Erleichterung endlich wieder zu. Ein negatives Ergebnis würde aber zu einem weiteren Absturz führen.