© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/18 / 15. Juni 2018

Die Dieselaffäre zieht in Deutschland immer weitere Kreise
Weiteres Ungemach
Jörg Fischer

Irrwitzige amerikanische Milliardenbußen wie bei VW drohen vorerst nicht. Mercedes bietet seine C-Klasse, den SUV GLC und den Van Vito/Metris in den USA wohlweislich nicht als Diesel an. Nur ihre Fertigung in Deutschland, China, Finnland und Spanien dürfte Donald Trump sauer aufstoßen. Daimler-Chef Dieter Zetsche und Audi-Kollege Rupert Stadler (bei dem es am Montag eine Razzia gab) müssen auch nicht ins russische Exil fliehen, da ihnen hierzulande wohl keine drastischen Strafen drohen.

Sorgen müssen sich hingegen die fast 800.000 meist gut bezahlten Beschäftigten in der deutschen Auto- und Zuliefererindustrie sowie ihre Familien machen. Der Dieselabgasschwindel zieht immer weitere Kreise und kratzt am lukrativen Image von „Made in Germany“. Die teuren Rückrufe, die Strafzahlungen und Umrüstungskosten müssen sie erwirtschaften. Sie müssen mit Lohnverzicht oder gar Entlassung büßen. Und „nicht nur die Kfz-Branche selbst ist betroffen. Wertverluste und Standzeiten vieler Diesel-Pkw belasten auch viele Mittelständler und kleinere Betriebe“, klagt nun auch Eric Schweitzer, Chef des Unternehmerverbandes DIHK.

Den 18,5 Millionen Dieselfahrern droht weiteres Ungemach: Nach Hamburg und Aachen könnte Stuttgart die nächste Stadt sein, in der Fahrverbote erlassen werden. Aber das nicht nur, weil der dubiose Abmahnverein Deutsche Umwelthilfe (DUH) entsprechend klagt. Die Stickoxidgrenzwerte haben die deutschen Vertreter in Brüssel mitbeschlossen – und Dieselmotoren sind nur mit hohem Aufwand sauber zu kriegen. Die deutsche Dieselmanie ist zudem ökonomisch rational: Schon unter Helmut Kohl wurde Benzin steuerlich drastisch verteuert, was den Dieselboom auslöste. Der Klimaschutz lieferte ein weiteres Diesel-Argument. Die CO2-Phobie führte auch dazu, daß die meisten Benziner hubraumschwache Direkt­einspritzer wurden – mit fatalen Folgen: Sie emittieren mehr Feinstaub als Pickup-Sechszylinder. Die DUH freut sich schon auf ihre Klagewelle.