© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/18 / 15. Juni 2018

Parteitag der Linken
Rückkehr zur Einheitsfront
Paul Leonhard

Keine Versöhnung zwischen der am Wochenende als Parteichefin wiedergewählten Katja Kipping und der Bundestagsfraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht. Die Linke bleibt parteiintern auch künftig auf Krawall gebürstet. 

Programmatisch entfernt sie sich mit ihrer Forderung nach offenen Grenzen und ihrem Nein zu Abschiebungen selbst krimineller Asylbewerber von ihrer Wählerschaft im Arbeiter- und Rentnermilieu, den größten Leidtragenden des Zustroms Fremder. 

Die in Leipzig ausgebuhte Wagenknecht hat dem für ihre Person Rechnung getragen, indem sie von ihrer Idee einer parteiübergreifenden politischen Sammlungsbewegung zur Rettung des Sozialstaates abrückt beziehungsweise das noch ungeborene Kind jetzt beim Klarnamen nennt. Es soll – in bester Tradition der „Kommunistischen Plattform“ – eine „Einheitsfront aller antifaschistischen Kräfte“ sein, der Kampf gegen die „faschistische“ AfD soll die Partei einen und für Gleichgesinnte öffnen. 

Haben die Schwäche des bürgerlichen Lagers und eigene realpolitische Ansätze der Linken immerhin in einigen Bundesländern Regierungsmitverantwortung eingebracht, erfolgte auf dem Bundesparteitag in Leipzig ein abrupter Richtungswechsel. Er dürfte die Linke für viele bisherige Sympathisanten unwählbar machen.