© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

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DDR-Opfer Faust weist Vorwürfe zurück 

BERLIN. Nach der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen darf der frühere DDR-Dissident Siegmar Faust (73) auch im einstigen Zuchthaus Cottbus, in dem er mehr als 400 Tage in Einzelhaft eingesperrt war, keine Führungen mehr geben. Darauf verständigte sich der Vorstand des Cottbuser Menschenrechtszentrums. Vergangene Woche hatte bereits die Gedenkstätte Hohenschönhausen bekanntgegeben, daß Faust, der in den neunziger Jahren auch Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen in Sachsen war, dort bis auf weiteres keine Führungen mehr abhalten darf. Anlaß ist ein Artikel der Berliner Zeitung. Darin war Faust vorgeworfen worden, AfD-Positionen zu vertreten und den Holocaust relativiert zu haben. Vor allem letzteres bestreitet Faust und verlangt eine Gegendarstellung in der Zeitung. Er habe sich mit dem Verfasser des Artikels über den wegen Holocaust-Leugnung inhaftierten früheren RAF-Terroristen und späteren NPD-Anwalt Horst Mahler unterhalten. Er finde es empörend, daß jemand für ein Meinungsdelikt zwölf Jahre ins Gefängnis müsse, erläuterte Faust gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Schließlich habe er selbst wegen sogenannter Meinungsverbrechen hinter Gittern gesessen. Nur eben nicht in einem Rechtsstaat, sondern in der DDR. Deshalb „beunruhige“ ihn der Fall Mahler. „Aber das heißt doch nicht, daß ich die abstrusen Ansichten von Mahler teile“, betonte Faust. Das sieht man in den Gedenkstätten Hohenschönhausen und Cottbus offenbar anders. Nachdem der Artikel erschienen war, gingen die Verantwortlichen der Einrichtungen auf Distanz zu Faust. Auch wenn dieser beteuert, er habe weder den Holocaust noch andere Verbrechen der Nationalsozialisten relativiert. Unterstützung erhält Faust von der früheren DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld. In einem offenen Brief an den Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, warf sie diesem vor, den Eindruck erweckt zu haben, Sympathien für eine im Bundestag vertretene Partei seien nicht mit der Arbeit in Hohenschönhausen vereinbar. Dies müsse er klarstellen, forderte Lengsfeld. „Der medial erzeugte, verheerende Eindruck, die Gedenkstättenleitung würde Druck auf Referenten ausüben, deren politische Ansichten sie nicht teilt, muß aus der Welt geschafft werden.“ Und weiter: „Wenn sich bestätigt, wovon ich fest überzeugt bin, daß Siegmar Faust sich nicht gegen die Aufarbeitung der NS-Diktatur ausgesprochen hat, dann gehe ich davon aus, daß er auch wieder als Referent in der Gedenkstätte tätig sein kann.“ (krk/ls)





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